„Die Akte Tristan“ heißt ein Krimi von Horst Seidenfaden, die im Kassel der Dreißiger Jahre spielt. Der Autor las selber einige Passagen vor, die insbesondere die Atmosphäre der damaligen Zeit wiederspiegelten, ohne vom Inhalt des Krimis zu viel zu verraten. Eingestimmt wurden wir mit einem kurzen Film, der das Kassel dieser Zeit zeigte.
Ein festliches Buffet und die Vergabe der Freiruder-Urkunde an Maike Meywirth und Gerhild Tuchan rundeten den Abend ab.
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Fortbildung: Warum nicht mal wieder etwas dazu lernen?
- Der Übungsleiterschein für Erwachsene/Ältere
- Vor ein paar Jahren, als Burkhard Zellmer noch in Amt und Würden war (Breitensport mittwochs 18.00-20.00), erschien es mir reizvoll, diese Übungsleiterausbildung (Lizenz C) auch mal zu machen. Ich meldete mich an, aber der Lehrgang kam nicht zustande. „Es soll eben nicht sein, überflüssige Zeit hast du ohnehin nicht.“, dachte ich, aber dann kam das Aus von Burkhard und ich zu neuerlichen Überlegungen. Mehr Zeit hatte ich jetzt zwar auch nicht, aber schon eine gehörige Portion Neugier. Als Frank Oberbrunner dann juristische Bedenken anmeldete, wie ich denn ohne Übungsleiterschein die Verantwortung für eine Sportgruppe übernehmen könne‚
- – „Einen Erste-Hilfe-Kurs hast du doch wenigstens?“ – war es entschieden: jetzt also doch!
- Die Anmeldung war schnell raus und postwendend kamen der Lehrplan und mir die ersten Zweifel. Die Teilnehmer sollten nämlich eine Menge Hausaufgaben und Ausarbeitungen anfertigen. Es wirkte wie im Referendariat in der Lehrerausbildung und den Gedanken fand ich gar nicht mehr gut.
- Der Lehrgang war vorgesehen an acht strammen Wochenenden, jeweils von Freitag 17.00 bis Sonntag 12.00. Das hieß also: gleich von der Praxisarbeit weg auf den Sensenstein.
- Entsprechend angespannt traf sich die bunte Truppe der angehenden Übungsleiter beim ersten Mal auf dem Sensenstein in altbekannter Jugendherbergsatmosphäre. 20 Leute beiderlei Geschlechts im Alter von 17 bis 62 Jahren: Arzthelferinnen, eine Heilpraktikerin, ein Architekt, drei Strafvollzugsbeamte, Lehrer, Schüler, Techniker – alles sportlich engagierte Menschen. Durch die ersten gemeinsamen sportlichen Aktionen lernten wir uns schnell besser kennen, sodass eine verhaltene Vorfreude auf zukünftige Wochenenden aufkeimte und sich schon bald wechselnde Arbeitsgruppen zusammenfanden, die gemeinsam Lernaufgaben zu bearbeiten hatten. Im Einzelkampf waren die Hausaufgaben zu erledigen. Mir fiel das anfangs doch ziemlich schwer, weil ich eben schon lange nicht mehr auf der Schulbank saß und registrieren musste, dass sich der Stoff nicht mehr so schnell einprägte wie früher. Aber durch gemeinsames gutes Essen und Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Saunagänge und danach fällige Flüssigkeitszufuhr, die uns entsprechend müde ins Jugendherbergsbett fallen ließen, und durch die wirklich tollen Sportangebote und Freizeitgespräche spürten wir Älteren schnell die verjüngende Wirkung dieser Kur und konnten die Wochenenden in vollen Zügen genießen.
- Überhaupt war die Gruppe der Teilnehmer glücklich zusammengewürfelt: Jeder Teilnehmer hatte im sportlichen Bereich wie im Leben eine gewisse Vorerfahrung, die er für den Entwurf einer Lerneinheit (schriftlich, mit Theorie und Praxis) nutzen konnte, um sie dann an uns Teilnehmern auszuprobieren oder sie uns in einem Vortrag nahe zu bringen. Auf diese Weise kam ich in den Genuss, Tai Chi, Judo, Qi Gong, Core-Training und Theaterfechten kennen zu lernen, eine Boxeinführung zu erleben und Aerobic in einer großen Bandbreite auszuprobieren. Auch Nordic Walking wurde erläutert und ausprobiert und Traumreisen in Theorie und Praxis bereicherten unsere Erfahrung. Das sportliche Angebot war also sehr interessant und anregend.
- Wann habt Ihr (Älteren) eigentlich das letzte Mal Kugelstoßen oder Speerwerfen gemacht, wenn überhaupt? Ihr könnt Tennis spielen, aber was ist mit Squash oder Badminton? Was ist von Hoch- und Weitsprung übrig geblieben? Auch gut durchtrainierte Leute können Muskelkater nach Wassergymnastik bekommen; es gibt immer noch Muskelfasern, die man schwer erreicht und über deren Vorhandensein man sich wundert. (Es wäre durchaus sinnvoll, das Sportabzeichen zu versuchen; das ist auch hier im Verein möglich, z.B. bei Maike Schulz.)
- Einmal stand ein Test auf dem Plan: Unter einem „Cooper-Test“ konnte ich mir nichts vorstellen, also machte ich wie immer morgens meinen Waldlauf, mit dem Effekt, dass ich dann kein besonders gutes Ergebnis mehr bei diesem Fitness-Test im Laufen abliefern konnte. Einerseits fand ich das ganz lustig, andererseits aber auch ärgerlich. Ich habe mich dadurch um eine objektive Vergleichsmöglichkeit gebracht.
- Auch die Einblicke in die Sporttheorie und Sportpädagogik waren eine große Bereicherung, das ernsthafte Lernen jedoch etwas beschwerlich. Aber ich wollte ja profitieren. Bei der Auseinandersetzung mit anatomischen Gegebenheiten – „Das weißt Du doch alles.“ – gab es ganz schön was zu lernen oder aufzufrischen, wenn man sich ernsthaft damit beschäftigte.
- Und eine mündliche Prüfung stand ja auch noch an, zu der ich gut vorbereitet erscheinen wollte. Zudem war eine Unterrichtseinheit schriftlich zu verfassen, zu begründen, abzuliefern und in einer fremden oder eigenen Gymnastikgruppe durchzuführen. Also wirklich wie im Referendariat! Alles in allem hatten wir jede Menge zu schreiben und zu lernen.
- Je nach Typ kann man das Programm auch etwas gemäßigter angehen, denn jeder Teilnehmer ist ja freiwillig dabei. Die „Teamer“ (Leiter – nur ja kein Lern-/Lehrgefälle!) haben kein Interesse daran, jemanden durchfallen zu lassen, auch wenn sie streng auf Anwesenheit achten oder bei Abwesenheit Ersatzarbeiten vergeben. Aber auch diese Ersatzangebote können manchmal mehr Spaß machen als die ursprüngliche Aufgabe.
- Der LSB führt nun schon mehrere Jahre seine Lehrangebote nach einem zertifizierten Lehrplan durch. Die derzeitige Zertifizierung muss 2011 aufgefrischt werden, sodass man davon ausgehen kann, dass ein gewisser Standard eingehalten wird und die Ausbildungen vergleichbar sind. Die Lern- und Prüfungsnachweise werden in Frankfurt archiviert.
- Wenn man den Übungsleiterschein macht, ist viel zu tun. Aber die abwechslungsreich gegliederten Wochenenden mit dieser vielseitigen sportlichen Betätigung machen großen Spaß. Allein dafür hat es sich schon gelohnt! Ich würde es jederzeit wieder machen.
- Schurri!
- Johanna Wenzel
- Anm. d. Red: Wer Interesse an einem Übungsleiterlehrgang hat, melde sich bitte beim Vorstand
Vorbereitung der Festschrift in vollem Gang
- Die Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum der Gründung des „Ruderklub Kurhessen“ (1911), welcher im Jahr 1990 unter Einbeziehung des „Ruderverein Cassel“ in „Ruderverein Kurhessen Cassel“ umbenannt wurde, soll dokumentieren sowie repräsentieren, und damit auch ein Spiegel der Klub- und Vereinsgeschichte sein. Sie soll insbesondere auch der Nachwelt als Zeugnis dafür dienen, was geschehen ist, wie es früher war – denn keine Zukunft ohne Vergangenheit, letztere auch als Maßstab für ein Handeln, es gleich zu tun oder besser zu machen. Sie soll aufzeigen, welche enormen Leistungen erbracht werden, um dem Rudersport, dem Verein, den Mitgliedern und damit auch der Gesellschaft zu dienen. In diesem Sinn soll diese Festschrift ein Werk sein, das den Leser und Betrachter motiviert, den Rudersport, insbesondere in Kassel, als hervorragende Sportart zu sehen, die dem Gemeinwohl verpflichtet und förderungswürdig ist. Somit wird sie Werbeträger für den Verein und unsere schöne Sportart sein. Die Schrift erscheint in angemessener Buchform, mit Klebebindung oder Fadenheftung, evtl. Hardcover, Umschlag mit Rillung zum besseren Aufklappen, Bilderglanzpapier 135 gr. Der Umfang wird etwa 130 Seiten ausmachen bei ca. 100 Bildern. Die Umschlagseiten sind generell farbig gestaltet, evtl. auch der Innenteil, dies ist jedoch kostenabhängig.
- Jochen Moll
In Eschwege: Hessische Meisterschaften 2./3. Oktober 2010
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Erfreuliche Ergebnisse mit ersten Plätzen waren zu verzeichnen:
- SM 1x B, Fabian Scheler, 3:32 Min. MM 1x, 1. Abt. Maik Feldmann, 3:39;
- SM 2x, LG, Christian Ullrich, Kai Anspach 3:14;
- Einen zweiten Platz erreichten:
- SM 2x, 1. Abt., Maik Feldmann, Paulo Kalkhake, 3:11; MM 2x, René Flaschmann, Arne Baumgärtner, 3:35;
Dritte Plätze erreichten:- SF 2x, Lucia Zahradnicek, Annika Hofmann, 3:45; SM 2-, Matthias Kielhorn, Claus Umbach 3:55; SF 2x, LG, Lucia Zahradnicek, Annika Hofmann, JF 4x +,B, Laura Böe, Lea Spohr, Dana Zeise, Karoline Breitmeier, 3:43; SM 8+, C. Ullrich, O. Quickert, A. Baumgärtner, M. Kielhorn, R. Flaschmann, M. Engelke, B. Lehmann, K. Anspach, Stf. Marie Kalinowski, 2:54
Neue Wege um das Haus und zum Wasser
Im Jahr 1999 wurde der großartige Bootshausumbau vollendet, jedoch waren die Finanzmittel seinerzeit dermaßen erschöpft, so dass im Aussenbereich nur marginal renoviert wurde. Die Folge war, dass um das Bootshaus – vom Parkplatz bis vor die Hallen – lediglich Basaltsplit aufgelegt wurde, mit den bekannten Folgen. Überdies waren die Betonwege zum Bootsanlegesteg recht brüchig, in der Oberfläche sehr rau, somit Stolpergefahr beim Bootetragen. Eine Sanierung war überfällig. Unter der Bauleitung/Federführung von Vereinskamerad Dipl.-Ing. Klaus Hesse wurde seitens der von ihm sorgfältig ausgewählten
Bauunternehmung der zu sanierende Gesamtbereich frostsicher tief ausgekoffert, die Randsteine einbetoniert und mit wasserdurchlässigen (Drainage!) Pflastersteinen abgedeckt.
Sämtliche Ruderinnen und Ruderer sind voll des Lobes, die Optik und die Begehbarkeit sind erstklassig. Die dargestellten Bilder zeigen, was geleistet wurde.
Jochen Moll
Zissel 2010 „Der Fullestrand in Zisselhand“ oder „Manchmal hilft auch kein Pflaster….“
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Fullestrand in Zisselhand, welch ein Motto, dachte ich mir. Da können die Gäste des Kasseler Volksfestes doch nur Party auf allen Booten erwarten. Das Brainstorming 2010 zur Themenumsetzung war ausgesprochen schwierig. Nach einigem Hin und Her wurde entschieden, dass zum Thema „Flussbad Kassel mit Tradition und Zukunft?“ ein Festboot entstehen sollte. Diese Idee setzte sich gegenüber der Salsa-Tanzboot-Idee durch. Das rhythmische Bewegen auf einem fahrenden Ruderboot ist nämlich nicht leicht. Außerdem wirkt die Rueda nur, wenn sie von einigen Paaren getanzt wird.
- Am 28. Juli begannen Maike Maywirth und Koordinator Stephan Gerlach mit den Maler- und Sägearbeiten, wobei sich nicht nur beim handwerklich unterhaltsamen Tun zwei überflüssige Buchstaben auf dem Transparent einschlichen. Zu allem Überfluss wurde Maike mit umherfliegenden Spänen konfrontiert, so dass ein Besuch in der Augenklinik erforderlich war, wo glücklicherweise Entwarnung gegeben werden konnte. Der Ruderverein Kurhessen – Cassel präsentierte den vielen Besuchern am Fuldaufer das städtische Auebad mit Wasserrutsche, altem Badebecken, Dusche und Sonnenstuhl. Mit Unterstützung von Torsten Brüggemann war überdies für das Paradeboot eine Duschkabine gezimmert worden, in der – sehr zur Unterhaltung des Publikums – auch Wasser floss. Maximilian Bitsilia an der Akkumaschine sorgte während des Festzuges dafür, dass Stephan Gerlach, der in der Dusche stand, dauernd „baden“ gehen musste. Tanja Zinn winkte in Uroma-Gerlachs Unterwäsche aus einem alten Zinkfass und Claudia Oliveira cremte sich leger im Liegestuhl ein. Oliver Zinn holte regelmäßig Wasser aus dem Fluss, damit sein Patenonkel Stephan zusätzlich im Nassen stand. Kein Wunder, dass dieses Festboot von den Zuschauern gut angenommen wurde. Im Gegenwind hatten es dann Meike Meywirth, Michael Windecker, Leif Carl und Joachim Pfannschmidt auf den Ruderplätzen schwer, das Boot mit dem Transparent im Format 2,20 mal 3 Meter zurück in Richtung Ruderverein zu befördern. Torsten Brüggemann genoss die Fahrt gemeinsam mit Till Aschenbrenner im Schlauchboot, welches als Anhänger am Festkatamaran hing.
- Besonderer Dank gebührt allen Helfern, die beim Auf- und Abbau des Festbootes aktiv waren, Latten und Schaltafeln herbeigeholt und weggebracht haben, ihre privaten Bohrmaschinen zur Verfügung stellten oder für das Catering sorgten. Die Kurhessen zeigten nicht nur beim Wasserfestzug, sondern auch beim Häringshissen am Freitagabend und beim Achterrennen Flagge.
- Stephan Gerlach
Breitensport: Übungstest am 29.08.2010
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Wahrscheinlich war der Regen am Morgen daran schuld, dass sich um 14 Uhr nur eine Handvoll mutiger Ruderer am Verein einfand. Der Regen setzte jedoch einen Moment aus, sodass der Männereiner und der Frauendoppelzweier ausgefahren werden konnten. Nach einem kurzen, aber heftigen Schauer, der noch mehr Zuschauer vertrieb, konnte der Skullachter gegen den Riemenachter antreten. Im ersten Durchgang kam es zum Zusammenstoß der beiden Boote, dieser Lauf wurde wiederholt. Im zweiten Durchlauf sowie nach dem Bootstausch konnte die gleiche Mannschaft überzeugen.
- Ergebnisse:
- Vereins-Frauen Doppelzweier: 1. Lea Spohr und Sara Ruhs, 2. Dana Zeise und Lena Seibel
- Vereins-Männer Einer: 1. Matthias Kielhorn 2. Arne Baumgärtner 3. Fabian Scheler
- Spaßrennen Frauenvierer mit Steuerfrau gegen Einer: 1. Matthias Kielhorn
- Vereins-Riemen-Skull-Wechsel-Achter: 1. Maike Meywirth, Frieder Werner, Jürgen Sasse, Bastian Lehmann, Matthias Kielhorn, Lucia Zahradnicek, Matthias Kompfe, Fabian Scheler und Steuerfrau Sara Ruhs.
- Maike Meywirth
Wanderfahrt „Die Oder und Umgebung“ 14. – 22. 8. 2010
- Die Oder von Ratzdorf bis Hohenstaaten – Alte Oder – Schiffshebewerk Niederfinow – Oder-Havel-Kanal – Werbellinkanal – Werbellinsee – Finowkanal.
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14. August: Zunächst mussten wir erst einmal an den deutsch-polnischen Grenzfluss gelangen. Bei strömendem Regen ging es am Auedamm los, bis Magdeburg zügig. Dann wurde es mühsam: Die A10 war wegen eines Tanklastwagen-Unfalls ganztägig gesperrt, so dass wir unser Tagesziel erst mit 90 km Umleitung und mehrstündiger Verspätung erreichten. Spätabends lagerten wir die „Kurhessen“ am Ratzdorfer Ufer der Oder, in unmittelbarer Nähe der Einmündung der Neiße. Übernachtung in Frankfurt.
- 15. August: Regen. Wie an allen Tagen dieser Reise; aber nur einmal während des Ruderns.
- Wir ließen die „Kurhessen“ neben dem Ratzdorfer Pegel, der wegen des zunächst auch für die Oder befürchteten Hochwassers in diesen Tagen in aller Munde war, zu Wasser. Eine dafür halbwegs geeignete Stelle konnten wir jedoch nur mit Mühe finden, wie es auch auf fast der gesamten Oder-Strecke aufgrund der die Ufer weitläufig säumenden Feuchtgebiete kaum möglich war, trockenen Fußes an Land zu kommen – abgesehen von wenigen befestigten Anlagen wie in Frankfurt und Küstrin.
- Am Einsetzplatz unseres Bootes unterhalb der Mündung der Neiße konnte man das Ausmaß der Überschwemmung an ihrem Oberlauf erahnen: In diesen Tagen floss sie nicht auf gleichem Niveau in die Oder, sondern sie ergoss sich, einem Wasserfall gleich, in hohem Schwall in diese und sorgte so für deren Beschleunigung.
- Der übliche mittägliche Crew-Wechsel – fünf Mann im Boot, zwei im Bus – fiel an diesem Tag aus. Der Landdienst fand keinen Weg durch das Deich-Vorland an den Fluss. Bei angenehm sonnigem Ruderwetter und einem Vortrieb von gut 12 kmh über Grund nahm es die Crew jedoch gelassen und war früh an dem für den Abend vorgesehenen Ziel: Frankfurter RC. Von menschlichen Aktivitäten hat die Bootsbesatzung an diesem Tag kaum mehr gesehen als die Silhouette und Schornsteine des ehem. Stahlkombinats „Eisenhüttenstadt“, jetzt im Besitz des indischen Stahlmagnaten Mittal. Derweilen bewunderte der Landdienst die beindruckenden Deckenmalereien, Skulpturen und Gemälde des im 17. Jahrhundert frühbarock umgestalteten Zisterzienserklosters Neuzelle und dessen vorzügliches Klosterbräu.
- 16. August: Landschaftlich ähnliche Bilder wie am Vortag. Schneller Fluss. Die Auwälder gelegentlich unterbrochen von großflächigen hügeligen Wiesen, auf denen weiße Silage-Rollen in großer Zahl verstreut lagen. Auf den Deichen alle 200 Meter ein Pfosten in Nationalfarben: westlich der Oder schwarz-rot-gold, östlich weiß-rot. Die Deiche selbst wurden nach dem Hochwasser von 1997 in weiten Strecken erneuert und erhöht; an vielen Stellen waren jedoch noch umfangreiche Deichbau-Arbeiten im Gange. Ansonsten: Natur. Kaum ein Zeichen menschlichen Wirkens. Außer der „Kurhessen“ kein Boot oder Schiff auf dem großen Strom. Der Nachmittag gehörte Frankfurt: Dem schönen Maßwerkgiebel des spätgotischen Rathauses und der Bewunderung der Marienkirche, der fünfschiffigen, größten Hallenkirche der norddeutschen Backsteingotik. Ihre berühmten, nach dem zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion ‚ausgeliehenen‘ Kirchenfenster wurden kürzlich zurückgegeben und wieder in die Apsis eingesetzt.
- 17. August: Oder und Umfeld wie gehabt. Vorbei an Küstrin. Bei Hohenstaaten Abzweig nach Westen in die Alte Oder und damit Verlassen des zuletzt quasi kanalisierten Stroms. Der Fluss wurde alsbald lieblicher, und, flußaufwärts rudernd, hatte die Kilometer-Fresserei ein Ende. Schon von weitem grüßte uns die hoch aufragende Stahl-Konstruktion des Schiffshebewerks Niederfinow, das uns zwei Stunden später von der Alten Oder 36 Meter hoch auf das Niveau des Oder-Havel-Kanals hievte. Dieses um 1930 gebaute, eindrucksvolle und damals weltgrößte Schiffshebewerk besichtigten wir auf dem Rückweg. Die „Kurhessen“ vertäuten wir in einem nahen Stichkanal an den Resten der verfallenen Treppenschleuse des alten Finowkanals, dessen Ursprung in den Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreicht.
- Hier Bild 3: „Finowkanal“
- 18. August: Heftiger Regen und Gegenwind machten die ohnehin ziemlich langweiligen 25 Kilometer auf dem nüchtern-breiten Oder-Havel-Kanal zu einer Tortur für die Bootsbesatzung, die sich danach in der Marina von Marienwerder bei dann wieder prächtigem Wetter erholen konnte. Die anschließende Fahrt auf dem alten idyllischen Werbellinkanal, durch Auwälder, mit Seerosen bewachsenen Teichen in den Werbellinsee – lt. Theodor Fontane „der schönste See der Mark Brandenburg“ – sorgte für einen versöhnlichen Tagesausklang.
- 19. August: Drei-Kanäle-Tag: Zurück durch den schmalen, sich durch die kleinen Seen schlängelnden Werbellinkanal, dessen Ufer kaum befestigt sind, und über den sich die Kronen hoher Bäume Dom-ähnlich schließen. Ein paar Kilometer auf der unwirtlichen Oder-Havel-Verbindung mit ihrer kommerziellen Groß-Schifffahrt zwischen Berlin und der Ostsee. Dann auf den Resten des historischen Finowkanals mit seinen handbetriebenen Schleusen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Seinerzeit eine bedeutende Wasserstraße, nach dem Bau des parallel verlaufenden Oder-Havel-Kanals vernachlässigt, nach der (Wieder-)Vereinigung umfangreich saniert. Ein Wanderruder-Paradies in üppiger Natur. Am Nachmittag Besichtigung des ehemaligen Zisterzienserklosters Chorin, dessen Urzelle in der Mitte des 13. Jahrhunderts lag. Trotz teilweiser Zerstörung der dreischiffigen Klosterkirche ein einzigartiges Bauwerk der norddeutschen Backsteingotik. Seine prachtvolle Westfassade überstrahlt das weitläufige Gelände und lädt zu zahlreichen Veranstaltungen, z.B. des „Choriner Musiksommers“, ein. Während einer Kloster-Führung entdeckten wir, dass am Nachmittag unseres letzten Rudertags ein Trompetenkonzert in der Klosterkirche stattfinden sollte. Die Entscheidung gegen Rudern fällt zwar immer schwer; aber in diesem Fall war sie einstimmig: Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen; und so erwarben wir die letzten noch verfügbaren Konzertkarten.
- 20. August: Noch einmal genossen wir ein paar Ruder-Kilometer in der beschaulichen Ruhe des Tinowkanals, kurbelten an etlichen Schleusentoren und legten die „Kurhessen“ in Eberswalde an Land. Als wir vor der dortigen gotischen Maria-Magdalenen-Kirche versuchten, die Inschriften auf der vor ihrem Portal stehenden mächtigen Freiheitsglocke zu entziffern, half uns dabei ein junger Mann, der sich später als der zuständige „Pfarrer, Küster und Mädchen für Alles“ zu erkennen gab. Es folgte eine bemerkenswerte Führung durch die Kirche mit ihrem Jahrhunderte alten Altar und Taufbecken, und durch ihre Geschichte, in der sie dank standhafter Gemeinde alle Anfechtungen aus Kriegen und Politik schadlos überstanden hat.
- 21. August: Besichtigung des Schiffshebewerks Niederfinow. Ein Technikmonument erster Güte ist die gigantische Maschinerie, mit deren Hilfe Schiffe den Höhenunterschied zwischen Oder und Havel bei Niederfinow in einem einzigen Schleusengang überwinden. Dabei hebt bzw. senkt ein elektrisch angetriebener Super-Lift einen Schleusen-ähnlichen Stahltrog samt Schiff(en), Ladung und Wassermassen im Gesamtgewicht von fast 5.000 Tonnen in wenigen Minuten um 36 Meter. Eine technische Meisterleistung für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Als Zugabe hatten wir bei bester Sicht aus 60 Meter Höhe einen prächtigen Rundblick über Hügel und Seen Brandenburgs. Neben diesem Stahlgiganten entsteht z.Zt. das futuristisch anmutende „Neue Schiffshebewerk Niederfinow“: Betonklotz. Doppelte Kapazität.
- Nachmittag: Klosterkirche Chorin: Acht Trompeten, Pauken und Basso continuo.
- Händel: „Feuerwerksmusik“ und „Wassermusik”. Jeremiah Clarke: „Suite of Ayres for the Theatre“ und „The Prince of Denmark’s March“. Grandios.
- 22. August: Rückfahrt wie Hinfahrt: Regen und Staus. Doch nach dieser eindrucksvollen Reise beeinträchtigte das weder die Stimmung unseres Kommandanten, Rudi Meister, noch die seiner Crew: Hanns-Dieter Gerdum, Gerd Leben, Peter Lipphardt, Wolfgang Reukauf, Karl-Heinz Saur und Rüdiger Mohrstedt als Verfasser dieses Artikels.
Deutsches Meisterschaftsrudern München 30.7./1.8.2010
Dennis Ziegler und Maik Feldmann erreichten über den Hoffnungslauf im Finale leider nur den undankbaren 4. Platz in einer Zeit von 7:09 Min., Sieger war Favorite Hammonia Hamburg mit 6:43 Min. Weiter starteten die beiden zusammen mit Paulo Kalkhake und Jens Gerlach im Doppelvierer der Männer und erreichten im Finale in einer Zeit von 6:13 wiederum den 4. Platz, auch hier gewann Favorite mit 6:10 Min.
Deutsche Hochschulmeisterschaften in Hannover 2. – 4. Juli 2010
Mit drei Medaillen kehrten die Ruderer der Universität Kassel von der deutschen Hochschulmeisterschaft auf dem Maschsee zurück: der
Doppelzweier Ziegler / Jedamski holte Gold und Silber, Maik Feldmann wurde zum 3. Mal in Folge Zweiter im leichten Einer.