Eierfahrt

1.1.2012, Vormittag. Bin der Erste und Einzige im Bootshaus. Ideales Winterruderwetter, 10 Grad, aber die Fulle ist voll und strömt mächtig, da kann der Einer „Moritz“ schön tanzen. Nach ein paar Schlägen ist der Rhythmus und die Freude an der Bewegung, dem Wasser und der schönen Flusslandschaft da. Bei der Damaschkebrücke die erste Begegnung: Hund, Mann mit Bierflasche, rauchender Grill. Schönes Neues Jahr! Gleichfalls – starke Strömung heute. Ja, ich freue mich schon auf die Rückfahrt.

Vor der Eisenbahnbrücke die üblichen, heute aber verstärkten Turbulenzen. Badengehen wäre jetzt nicht wirklich schön, also volle Konzentration. Dann die zweite und letzte Begegnung: Am Ufer dicht neben mir ein Reiher mit eingezogenem Kopf und starrem Blick: Hallo! Keine Regung, wahrscheinlich doch ausgestopft.

Wann bin ich mal an Neujahr gerudert? Nun fließen die Erinnerungen. 1958, noch bei den 27ern, mit einem Riemenvierer, Skullen konnten wir noch nicht, frühmorgens zum Rotauge, heute Hotel Neue Mühle. Wer zuerst ankam, erhielt gekochte Eier und ein Bier. Deshalb Eierfahrt. Hatten Pech, die Kurhessen waren schon kurz nach Mitternacht da.

Soll ich wirklich bei der Strömung bis zum Wehr hoch? Jetzt auch noch bei Gegenwind. Der nach über 50 Ruderjahren immer noch vorhandene Ehrgeiz siegt und wie immer ist nach dem Sieg die Genugtuung groß.

Flußab ist wie fliegen – wunderbar. Sehr selten beobachte ich meine Ruderarbeit, ist ja alles automatisiert. Wasserarbeit etwas kürzer als früher, aber sauber. Umkehrbewegung zufrieden stellend, die Beinarbeit mäßig. Und schon gleiten die Gedanken wieder ab, viele schöne Rudererlebnisse tauchen auf. Der gute Vorsatz für das nächste Neujahrsrudern: Eine Ausfahrt zusammen mit den Ruderkameraden!

Burkhard Zellmer