Archiv der Kategorie: Wanderrudern

HRV-Wanderfahrt auf der Weser (Hann. Münden bis Hoya)

„Rudern bei Sonnenschein – für alle ein Gewinn!“

Ende August 2013 richtete der Ruderverein Kurhessen-Cassel 1890/1911 e.V. für den Hessischen Ruderverband eine Wochenwanderfahrt auf der Weser aus. An dieser Fahrt nahmen 17 Teilnehmer aus Kassel, Darmstadt, Frankfurt und Rüsselsheim teil. Von Hann. Münden bis Hoya waren insgesamt knapp 300 Kilometer auf dem Wasser zurück zu legen. Da die Weser über eine gute Strömung verfügt, wurden den Teilnehmern auch Tagesetappen von bis zu 70 Kilometern abverlangt. Die Ruderinnen und Ruderer trafen sich in Kassel, wo die Boote verladen und zum Startpunkt Hann. Münden gebracht wurden. Bei dieser Tour übernachteten wir in der Regel in Bootshäusern oder in Hotels. Einzig in Stolzenau gab es ein gemeinsames Quartier. Wir hatten dort Logis im Haus der Nationen, eine – wie sich herausstellte – empfehlenswerte Adresse.

Die Fahrtenleitung hatte sich vorgenommen, dass bei dieser Tour neben dem Sport in der Natur auch die Geselligkeit und die Kultur nicht zu kurz kommen sollten. Für den kulturellen Teil übernahm Dagmar Wendrich-Moritzen die Verantwortung. Sie organisierte u.a. einen Zwischenstopp am Kloster Bursfelde, wo wir die Wandgemälde aus dem 11. Jahrhundert betrachteten. Als ein Glückfall erwies sich hier wieder einmal die Teilnahme von Karl-Heinz Saur, der aus seinem umfangreichen geschichtlichen Wissen interessante Neuigkeiten zum Objekt und zu dessen geschichtlichen Bedeutung beisteuern konnte. Zur Mittagsrast legten wir an dem öffentlichen Steg hinter der Straßenbrücke in Bad Karlshafen an. Zum Picknick gab es Wurst, Käse, Obst, Joghurt und Getränke. Die erste Tagesetappe endete in Höxter.

Auf dem weiteren Weg in Richtung Holzminden kamen wir am Kloster Corvey vorbei. Auch hier wollten wir einen Zwischenstopp einlegen. Da der öffentliche Steg, der sich hier einmal befand, nicht mehr existierte, fuhren die drei Vierer weiter. Die im Mittelalter als einflussreiches geistiges und politisches Zentrum bekannte Reichsabtei konnten wir daher nicht besichtigen. Der Landdienst wartete an dieser Stelle vergeblich auf „seine“ Jungs und Mädels. An diesem Tag endete die Tour in Bodenwerder bei Flusskilometer 111, dem Heimatort von Lügenbaron Münchhausen und Aschenputtel. Quartier nahmen wir im 20 Kilometer entfernten Hameln. Am Abend schlenderten wir durch die dortige Altstadt. Sehr empfehlenswert in der Rattenfängerstadt ist ein Frühstück im Bootshaus des WSV Weser Hameln.

Am dritten Tag dieser Tour ruderten wir relativ wenig. Die Fahrtenleitung hatte für den Nachmittag eine Stadtführung geordert. Nach nur 23 Kilometer legten wir wieder an. Po und Hände, die sich vereinzelt durch Blasen oder Druckstellen bemerkbar machten, dankten für die kurze Zeit auf dem Rollsitz. Unsere Tour durch Hameln gestaltete eine Ruderkameradin aus Hameln kurzweilig und interessant. Für einige Teilnehmer sicherlich neu waren die Deutungen zur Rattenfängersage. Basiert der Kinderzug auf der seinerzeit von Niederdeutschland ausgehenden Ostkolonisation? Waren die „Kinder von Hameln“ tatsächlich Jung-Bürger, die von adligen Territorialherren oder Lokatoren im 13. Jahrhundert zum Siedeln im Osten angeworben wurden? Mit netten Gesprächen unter einem Baum im Innenhof des Pfannkuchenhauses klang dieser milde Augustabend aus.

Die Schleusung in Hameln verlief reibungslos. Wir hatten keine langen Wartezeiten. Dies war auch gut, denn immerhin wollten wir heute bis nach Minden rudern. Das waren 70 Kilometer. Pausiert wurde in Rinteln. Auch an diesem Tag begegneten uns kaum Boote. Die Weser ist auf ihren ersten 200 Kilometern ein Eldorado für Freizeitkapitäne. Kurios war auf dieser Etappe der Abstand zwischen den Flusskilometersteinen 171 und 172. Der alte DRV-Wanderruderführer meint, hier sei der kürzeste Flusskilometer. Die aktuellen Infos des DRV sprechen vom längsten Kilometer. Als die Weser vermessen wurde, begann man in Hann. Münden und Bremen gleichzeitig mit den Arbeiten. Als beide Vermessungstrupps zusammentrafen, stellte sich heraus, dass die Strecke zwischen den beiden zuletzt gesetzten Kilometertafeln 1,6 statt 1 Km lang war. Man behalf sich dadurch, dass man am linken Ufer über 1000 m hinaus alle 100 m eine Buchstabentafel zur Markierung (A-F) setzte. Bei Flusskilometer 198 durchbricht die Weser die Jura-Schichtstufe des Wiehengebirges. Der Fluss tritt in die Norddeutsche Tiefebene ein. Kaiser-Wilhelm-I blickt hier von seinem Denkmal aus ins flache Land. Beim Ruderverein Minden endete diese lange, anstrengende Etappe. Für eine Tour durch die Stadt Minden hatten wir keine Zeit, denn schließlich mussten wir heute noch zu unserem Quartier nach Stolzenau reisen.

Ab Minden wurden die Tagesetappen wieder kürzer. Improvisation ist auf Rudertouren manchmal angesagt. Der Steg des Rudervereins Stolzenau war zwar noch begehbar, der Wasserstand der Weser machte aber eine Einfahrt in den Schutzhafen und somit ein Anlanden bei den Ruderern unmöglich. Daher legten wir beim Kanuverein Stolzenau an. Zuvor hatten wir jedoch ein Problem mit der Schifffahrtsverwaltung zu lösen: Über das Schleusentelefon wurde uns zunächst mitgeteilt, dass Ruderer in Schlüsselburg die Bootsrutsche zu passieren haben. Dort angekommen lasen wir auf der Hinweistafel, dass die Rutsche nur mit Booten zu passieren ist, die schmaler als 1,20 Meter sind. Unsere dicke Chasalla sprengte jedoch dieses Maß. Wir parkten daher im Oberwasser der Bootsrutsche rückwärts aus und fuhren zur Bootsschleuse. Die Fahrtenleitung informierte die Schifffahrtsverwaltung über das Schleusenservicetelefon in Minden, dass wir die Bootsrutsche nicht passieren konnten. Daraufhin erhielten wir die Erlaubnis zur Nutzung der Schleusen. Jetzt nach Minden nutzten auch einige Frachtschiffe die Weser. An diesem Tag verkürzten wir die Tour. Die letzten beiden Kilometer bis zur Schleuse Landesbergen verschoben wir auf den nächsten Tag.

Ohne allzu lange Wartezeit passierten wir am letzten Rudertag die Schleusen Landesbergen und Drakenburg. Die drei Vierer fanden hinter der Berufsschifffahrt noch ein Plätzchen in den jeweiligen Schleusenkammern. Für den Landdienst gestaltete sich die Anfahrt zum Ruderverein in Nienburg besonders schwierig. Dort wird ein neues Schwimmbad gebaut. Der Weg zum Ruderverein, der ohnehin immer eng ist, war für Gespanne unpassierbar. Zum Glück fanden Dagmar und Stephan einen freien Parkplatz, wo sie den Hänger abstellten. Hier endete für einen Vierer die Fahrt, zwei Vierer fuhren weiter bis zum Ruderverein Hoya. Bei Flusskilometer 298,8 hieß es dann „Ruder halt, Wende über Steuerbord, anlegen, Boote reinigen und verladen“. Da alle mit anfassten, waren die Ausleger rasch abgeschraubt und die Boote ruckzuck vom Dreck gereinigt.

Als wir am nächsten Tag wieder in Kassel ankamen, legten wir die Boote und das Zubehör wieder in die Hallen. Nach einer Stärkung im Restaurant Bootshaus löste sich das Ruderteam wieder auf. Ein Dank ging an die Rudergesellschaft Kassel 1927, die uns ihr Boot „Leine“ zur Verfügung stellten und an den Casseler-Frauen-Ruderverein, von dem wir einen Kleinbus mieteten. Ein besonders Lob erhielten – nicht nur von mir – Dagmar und Fritz-Ludwig Moritzen. Mit beiden leitete ich diese Fahrt. Es war für mich ein sehr angenehmes Teamwork. Zum Erfolg dieser gemeinsamen Ruderwoche haben ganz besonders die lieben Ruderkameradinnen und Ruderkameraden beigetragen, die stets präsent waren, wenn es galt mit anzupacken. Alle setzten sich für ihre Mitfahrer ein. „Mit Euch macht es Freude auf Reisen zu gehen!“

Euer Fahrtenleiter Stephan Gerlach

Wanderfahrt zum Gut Kragenhof

Selbst das Versprechen unseres Ruderkameraden Julian Merz, uns in dem von seinen Eltern betriebenen Gut Kragenhof mit Kaffee und Kuchen zu versorgen, veranlasste nur insgesamt 7 Ruderrinnen und Ruderer zur Teilnahme an einer kleinen Wanderfahrt am 07.09.2013. Unter der Leitung von Irene Diebel und Torsten Gorski machten wir uns auf den Weg und erreichten pünktlich die Kasseler Stadtschleuse, die uns schnell ins Unterwasser brachte. Dort kamen wir bei sonnigem Wetter gut voran, obwohl der von einer Mitruderin versprochene „Schnappes“ fehlte und sich die von uns aus dem Wasser gefischte Weinflasche als Flaschenpost mit einer Hymne an die Liebe von leider nur fragwürdiger Qualität entpuppte. Dafür labten wir uns nur wenig später an Kaffee und selbst gebackenem Kuchen im Gut Kragenhof und erfuhren dabei viel über die Geschichte der noch zum Stadtgebiet Kassel zählenden Anlage. So gestärkt machten wir uns nach einer langen Rast auf den Rückweg, bei dem uns – bei allerdings milden Temperaturen – fast durchgängig Nieselregen begleitete. Weil wir dann an der Kasseler Stadtschleuse einem Fahrgastschiff Vorfahrt einräumen mussten, beschlossen wir, die Boote lieber umzutragen. Nur wenig später legten wir dann an unserem Bootshaus an, wo wir uns nach Reinigen und Lagern der Boote bald auf der Terrasse einfanden und den Tag ausklingen ließen. Dabei waren wir uns einig, dass eine solche kleine Wanderfahrt ohne großen Organisationsaufwand ein guter Einstieg gerade für unsere neuen Mitglieder ist und deshalb eine Wiederholung finden sollte.

Martin Kolter

Wanderfahrt zum Bamberger Reiter und dann nach Würzburg weiter

Am 3. Juni sollte es losgehen auf den Main. Das schlimme Hochwasser erzwang die Verschiebung auf den 8. September und das Wetter spielte damit, was ja bei einer Wanderfahrt die Laune erheblich steigert.

Ein „Stattauto“ zog den Zweier Werra zügig nach Bamberg und von Fahrtenleiter Jochen Meier gut vorbereitet, setzten wir um 12.30 Uhr an der Bamberger Rudergesellschaft ein. Der dortige Ruderkamerad Müller leitete uns gekonnt mit vielen nützlichen Ratschlägen durch die ersten beiden privaten Stadtschleusen. Auf der Regnitz durch Bambergs Klein-Venedig begegneten uns zwei echte venezianische Gondeln, das war ein Höhepunkt der Fahrt.

Ja die Schleusen! 15 waren es bis Würzburg, zwei Bootsschleusen waren defekt, und am Montag wurden alle Schleusen bestreikt. So mussten wir einmal umtragen und das bei 250 m Schleusenlänge und Steilhängen. Aber unser Co-Fahrtenleiter Wolfgang Thümmler fuhr frech auf das zufällig offene Schleusengelände, und dort schoben wir unser Boot samt Gepäck mit dem Bug in den Kofferraum des Autos, und ab ging die Post.

Am Montagvormittag gab es noch eine Stadtführung in der Weltkulturstadt Bamberg und wir hatten das große Glück, von der charmanten und in der Stadtgeschichte sehr bewanderten 1. Vorsitzenden der Rudergesellschaft, Frau Wagner geführt zu werden. So wurde der Gang durch die zauberhafte Stadt und den Dom mit dem berühmten Reiter ein ganz besonderes Erlebnis.

Die Ruderei war gemütlich, aber bei dem gestauten Wasser ehrliche Arbeit. Der Fluss mit seinen vielen Auen, Weinbergen und bekannten Weinstädtchen wie z.B. Volkach, Dettelbach, Ochsenfurt und zum Schluss Würzburg mit dem stolzen Schloss zeigte sich eher verträumt. Der Schiffsverkehr war sehr mäßig, Sportboote haben wir an fünf Fingern abzählen können.

Unsere Quartiere in Bamberg, Schweinfurt und Kitzingen waren Stadt nah. So fanden wir abends in der Nähe gemütliche Gaststätten mit der bekannt guten fränkischen Küche. Ein zünftiger Skat mit Bock und Ramsch machte uns dann endgültig Bett reif.

Nach harmonischen vier Tagen auf dem Wasser fuhr uns Dr. Rudi Knauf wieder sicher zurück ins Bootshaus und Burkhard Zellmer, der wohl sonst nur mit dem Navi herumspielte, wurde zu diesem Bericht verpflichtet.

Burkhard Zellmer

RRR Donau-Wanderfahrt 2013

Nach einer Erfrischung im Biergarten des Klosters Weltenburg und der Besichtigung der Klosterkirche setzten wir – Fahrtenleiter Rudi Meister, Karl-Heinz Saur, Hanns-Dieter Gerdum, Rüdiger Mohrstedt, Frieder Werner, Hendrik Pontoppidan und Gerd Leben – mittags bei brütender Hitze die Kurhessen am Kiesstrand in die Donau. Damit begann bei herrlichem Sommerwetter vom 02. bis 11.08.2013 die Wanderfahrt bis Ybbs. Zehn Staustufen (Bad Abbach, Regensburg, Geislingen, Straubing, Kachlet, Jochenstein, Aschach, Ottensheim, Abtswinden-Asten und Wallsee-Metterskirchen) waren über gut eingerichtete Umtragestellen oder Bootsschleusen zu überwinden. Die Umtragestellen befinden sich meist in einem seitlichen Altarm im ruhigen Wasser und sind problemlos zu bewältigen. Im Übrigen besteht in Österreich die Pflicht, beim Schleusen Rettungswesten zu tragen.

Das Kloster Weltenburg liegt oberhalb des Donaudurchbruchs mit spektakulären Jurafelsen in einer Donau-Schlinge. Das Kloster ist direkt oberhalb der Kiesbank des Gleithanges erbaut und wird durch die hohen Jurafelsen auf der gegenüberliegenden Prallhang-Seite geschützt. Zwischen einer Vielzahl von kleinen Ausflugsdampfern und Schwimmern mussten wir uns in diesem noch schmalen Fluss vorsichtig den Weg bahnen. Nach einigen Kilometern wird die Donau ab der Einmündung des Main-Donau-Kanals bei Kehlheim zur Bundeswasserstraße und damit auch breiter. Vor der Staustufe in Bad Abbach beendeten wir unseren ersten Tag. Den Abend verbrachten wir nach einem Bummel durch die Regensburger Altstadt in einem historischen Wirtshausgegenüber dem Dom.

Der nächste Tag brachte einen Höhepunkt mit dem Blick vom Boot aus auf die historische Altstadt von Regensburg und mit der Fahrt durch die Steinerne Brücke, die wegen des Rückstaus durch die Geislinger Staustufe nunmehr leichter als früher zu passieren ist. An der Umtragestelle der Geislinger Staustufe legten wir das Boot ab und nahmen dann in unserm Bus noch zwei junge Leute mit, die auf einem kleinen Floss die Donau erkunden wollten und in der nächsten Ortschaft eine Unterkunft suchten.

Am folgenden Tag ruderten wir bei ruhigem Wasser und geringem Schiffsverkehr – wie auch in den folgenden Tagen immer den bewaldeten Bergzug des Bayerischen Waldes im der Ferne im Blick – bis zur Seilfähre Mariaposching. Dort konnten wir mit Erlaubnis der freundlichen Fährleute auf deren Privatgrund unser Boot für die Nacht ablegen. Abenteuerlich war dann die Fahrt zu unserer Unterkunft in Passau-Hals, dem Gasthaus „Zur Triftsperre“. Unsere erfahrenen Donauruderer Rudi und Hanns-Dieter kannten dieses abgelegene romantische und verborgene Hotel im Ilztal, das nur über eine sehr schmale, kurvige und teils steile Straße zu erreichen ist und in dem wir uns zwei Tage lang sehr wohl gefühlt haben.

Die Ilz entspringt im Bayerischen Wald und hat ein bräunlich bis schwärzlich gefärbtes Wasser. Sie hatte früher große Bedeutung für den Holztransport vom Bayerischen Wald zur Donau. Für die Holztrift wurde die heute noch bestehende Triftsperre bei Hals errichtet und der Weg durch die Halser Flussschlinge durch einen 115 m langen Felstunnel verkürzt.

Die Halbtagesetappe am nächsten Tag endete im Kanu-Club des TV Passau, wobei wir die Donau nach links verlassen haben und die Ilz etwa ein km aufwärts gerudert sind. Für Donauruderer ist der etwa 3,5 km Inn stromaufwärts gelegene Passauer RV nicht so günstig.

Den ruderfreien Nachmittag begannen wir mit dem Besuch der Veste Oberhaus, die im Norden Passau überragt. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick auf den Zusammenfluss von Ilz, Donau und Inn, die Altstadtund im Süden auf die Wallfahrtskirche Mariahilf. Das Wasser des Inn ist grün, das der Donau blau und das der Ilz schwarz, so dass die Donau ein längeres Stück nach dem Zusammenfluss drei Wasserfarben aufweist. Auffallend ist dabei, wie stark das grüne Wasser des Inn das übrige Wasser der Donau beiseite drängt.

Die Altstadt liegt auf einer schmalen Halbinsel am Zusammenfluss von Inn und Donau. Der Stephansdom steht auf einem kleinen Hügel. Zu beiden Flussufern hin fallen die Gassen in steilen Treppen ab. Beim Betreten der Altstadt von der Donauseite her sahen wir die Schäden, die das Hochwasser an den Gebäuden angerichtet hatte. Die Räume im Erdgeschoss waren geräumt, feucht und wurden renoviert, Berge von Bauschutt lagen davor und es zog ein modriger Geruch durch die Gassen. Auf den Schaufensterscheiben hatten die Geschäftsleute den voraussichtlichen Termin für die Wiedereröffnung in einigen Monaten in Aussicht gestellt. Die sich anschließende Besichtigung des Stephansdoms, des größten Barockdoms nördlich der Alpen, beeindruckte mit seinen Stukkaturen, Gemälden und der größten Domorgel der Welt. Insgesamt hat das Stadtbild dank italienischer Baumeister ein südländisch anmutendes Flair.

Auf etwa halbem Wege zwischen Passau und Linz ruderten wir durch die Schlögener Schlinge. Die Donau durchbricht hier das böhmische Massiv in mehreren Mäandern. An der Schlinge wendet sie sich in einer engen Kehre um 180 Grad von südöstlicher auf nordwestliche Laufrichtung, anschließend verläuft der Fluss wieder weiter Richtung Osten. Die Schlögener Schlinge wurde 2008 zum „Naturwunder Oberösterreichs“ gewählt.

Im Winterhafen von Linz legten wir beim dortigen RV unser Boot ab, bummelten durch die Innenstadt, die von Gebäuden des historischen Baustils der Gründerzeit geprägt wird, und stillten Hunger und Durst –wie an allen Tagen unserer Fahrt – in gemütlichen Biergärten.

Im weiteren Verlauf der Fahrt sollte eine Tagesetappe in Grein enden. Doch das Boot fuhr – offensichtlich durch einen kurzen Regenschauer motiviert – den winkenden Landdienst nicht bemerkend – weiter, um dann allerdings zwei km stromab gegenüber der Insel Wörth einen guten Liegeplatz zu finden.

Mit der letzten Halbtagesetappe endete die Wanderfahrt vor der Staustufe von Ybbs. Nach dem Verladen der Kurhessen auf den Anhänger nahmen wir unser Picknick in einer kleinen Hütte des dortigen Anglervereins ein. Zurückgekehrt nach Melk, nahmen wir am Nachmittag an einer Führung durch das Stift Melk teil, die größte Klosteranlage des österreichischen Barocks, besichtigten u. a. die Bibliothek und genossen auch den Ausblick von der Terrasse vor der Bibliothek. Schließlich sahen wir uns die Stiftskirche an, die das Wahrzeichen der Stadt Melk und der Wachau darstellt. Sie ist ein mächtiger tonnengewölbter Saalbau mit Kapellnischen und Emporen sowie mit einer gewaltigen hohen Tambourkuppel.

Nach dem kulturellen Genuss stärkten wir uns beim Abendessen in unserem Quartier in Melk, dem Hotel zur Post, und ließen die Erlebnisse der vergangenen Tage noch einmal vorüberziehen. Bei dieser Gelegenheit bedankten wir uns bei Rudi, der die Fahrt perfekt vorbereitet und durchgeführt hat, und bei Hanns-Dieter, der Rudi dabei maßgeblich unterstützte.

Gerd Leben

Wanderrudern: World Rowing Tour 2012 Ontario, Kanada

Rudi Meister erzählt von seiner Wanderfahrt in Kanada

Rudi Meister erzählt von seiner Wanderfahrt in Kanada

Die FISA – der internationale Ruderverband – schreibt jedes Jahr eine Ruderwanderfahrt in einem anderen Land aus. Im Jahr 2012 fiel die Auswahl auf Kanada, vom 25.8. bis 2.9.2012. Weil ich schon an einigen dieser Wandererfahrten teilgenommen hatte und es immer ein sehr schönes Erlebnis war, haben sich mein Sohn Martin und ich um eine Teilnahme beworben und hatten das Glück, eine Zusage zu erhalten. Martin buchte im Internet die Flüge nach Toronto als auch nach Sudbury, verschiedene Hotels, sowie einen Mietwagen ab Toronto für unsere 2000-km- Rundreise nach Beendigung der Wanderfahrt. Am 24. August flogen wir nach Toronto, und nach einer Stadtbesichtigung ging es weiter mit dem Flugzeug ca. 350 km zum Regionalflughafen bei Sudbury und mit der Taxe zum Hotel. Dort erhielten wir die Informationen über den Verlauf der Wanderfahrt: jeder der Teilnehmer bekam z. B. eine Liste, welche die Bootsnummern enthielt und an welchem Tag man mit welcher Besatzung eingeteilt war. Lediglich die Bootsführer waren immer im gleichen Boot, die Mannschaften wechselten aber jeden Tag, so dass die 60 Teilnehmer aus 15 Nationen schön durcheinander gewürfelt waren. Nach dem gemeinsamen Abendessen wurden wir am nächsten Morgen mit zwei großen Schulbussen 25 km weiter nach West Arm Lodge gebracht, wo wir für drei Tage unser Quartier bezogen. Schon bei der ersten Ausfahrt auf dem West Arm Lake durften wir das glasklare Wasser bewundern, genossen jeden Tag das herrliche Wetter bei 24-28° Lufttemperatur sowie eine atemberaubende Uferlandschaft mit Urwald und Felsen, welche durch eiszeitlichen Gletscherschliff geformt waren.

An allen Tagen auf den Northern Ontario Waters legten wir gegen Mittag am Seeufer an, wo uns eine reichhaltige und schmackhafte Mahlzeit erwartete. Nachmittags wurden die Tagestouren selbstverständlich mit einem erfrischenden Bad in dem herrlichen Seewasser beschlossen. Am vierten Tag unternahmen wir eine Besichtigungstour mit Bus zu einem Wasserfall am French River, und besichtigten eine Mühle, auf einer Erdspalte gebaut. Die nächsten vier Tage ruderten wir auf verschiedenen Seen und erreichten auf den stehenden Gewässern eine Gesamtleistung von 180 km bei Tagesetappen von ca. 30-45 km. Jeder ruderte nach seinen Fähigkeiten, keiner meckerte über die individuell verschiedenen Leistungen, aber jeder packte mit an, wenn es nötig war. Diese harmonische Gemeinschaft von 60 Ruderinnen und Ruderern lernte bei sommerlich schönem Wetter ein herrliches Stück Kanada kennen. Die Organisation durch die 10 Betreuer örtlicher Rudervereine – vom Transport über die Verpflegung bis zur Unterkunft – klappte hervorragend. Auch bekam jeder noch am Abschlusstag eine Erinnerungsbroschüre mit Fahrtbildern sowie eine CD, welche einen Film der Wanderfahrt enthielt. Am Abschlussabend in festlichem Rahmen bedankten sich die Teilnehmer der einzelnen Länder bei der Fahrtenleitung mit teilweise launigen Beiträgen.

2012 FISA WORLD Rowers, Rudi Meister ganz links

2012 FISA WORLD Rowers, Rudi Meister ganz links

Am nächsten Tag flogen mein Sohn und ich nach Toronto zurück und begannen dort mit einem Jeep als Mietwagen unsere private Rundreise. Erstes Ziel waren die Niagara-Wasserfälle, zwischen dem Erie-See und dem Ontario-See gelegen: bei herrlichem Sonnenschein sahen wir in der 55 m abstürzenden Gischt einen wunderbaren Regenbogen und staunten über die Ausdehnung des kanadischen Teils der Fälle, wesentlich größer als der amerikanische. Die Reise führte uns durch den kleinen aber idyllischen Ort „Niagara on the Lake“ weiter nordwestlich nach Tobermory, zwischen Huron-See und Georgian Bay gelegen. Große Hilfe leistete das Navigationsgerät für das Auffinden von Hotelunterkunft, Restaurant, Tankstelle und Lebensmittelmarkt. Die Straßen waren durchweg in gutem Zustand, bei 80 km/h erlaubter Höchstgeschwindigkeit.

Zurück ging es nordöstlich zum Algonquin-Nationalpark, einem weiteren Höhepunkt der Reise. Nach der Besichtigung einer eindrucksvollen Ausstellung, wo gezeigt wurde, wie man früher das Holz auf dem Wasserweg geflöst hat, unternahmen wir eine Wanderung von ca.15 km durch Urwald – so etwas habe ich noch nicht erlebt -Wurzeln, Steine, teilweise weglos, Orientierung durch farbige Punkte an den Bäumen, sehr abenteuerlich, und benötigten hierfür 5 Stunden. Im selben Park mieteten wir uns am nächsten Tag ein Kanu, mit welchem wir bei starkem Gegenwind den Opeango-See befuhren: rudern ist doch angenehmer. Nach der Besichtigung einiger Wasserfälle fuhren wir am nächsten Tag Richtung Osten nach Ottawa. Eine Besonderheit ist hier eine so genannte Schleusentreppe, zwölf (!) hintereinander liegende Schleusen überwinden den Höhenunterschied zwischen Fluss und See. Erstmals erlebten wir starken Regen und nutzten die Gelegenheit zur Besichtigung des hochmodernen Kunstmuseums, um anschließend nach Montréal weiterzufahren. Von unserem Hotel in der Nähe des Olympia-Geländes ausgehend erkundeten wir in den nächsten zwei Tagen die sehenswerte Stadt, eine Stadtrundfahrt ist hier empfehlenswert, um in 3 Stunden alles Wesentliche zu sehen, einschließlich Kurzbesichtigungen. Eine Attraktion ist der schiefe Turm auf dem Olympiagelände, der ist 75 m hoch und hat eine Neigung von 45 Grad. Der Fahrstuhl liftete uns zu einer Aussichtsplattform, von dort hatten wir einen sehr schönen guten Rundumblick auf die imposante Stadt. Montréal hat aber noch eine sehenswerte Besonderheit: der gesamte Stadtkern ist praktisch unterkellert – mit allen Geschäften und Lokalen, die man sich nur denken kann. Im Winter bei minus 25 – 30 °C Kälte kommen viele Einwohner gar nicht ans Tageslicht. Nach diesen beiden Tagen Abflug Richtung Frankfurt und ab nach Kassel. Alles in allem eine wunderschöne Reise, die ich mit meinem Sohn machen konnte.

Rudi Meister

Rudi’s Ruderreisen: Rhein, Rastatt – Kaub

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Offenbach – Sabine und Rüdiger Mohrstedt sei für die Einladung auch an dieser Stelle herzlich gedankt – erreichten wir gegen Mittag den Kanu-Club Illingen in der Nähe von Rastatt. Bei brütender Hitze haben Fahrtenleiter Peter Lipphardt, Rudi Meister (bis Mittwoch), Karl-Heinz Saur, Hanns-Dieter Gerdum, Rüdiger Mohrstedt, Wolfgang Reukauf und Gerd Leben den Vierer „Kurhessen“ ins Wasser gesetzt, um in der heißesten Woche dieses Sommers vom 19. bis 24.08.2012 die 200 km des Rheins bis Kaub zu rudern. Die Strömung des Rheins, eine leichte Brise Fahrtwind, ausreichend Wasserflaschen an Bord und große Mengen Radler abends haben es uns erleichtert, die Tagesetappen von Illingen bis Leimersheim, Speyer, Worms, Guntersblum, Geisenheim und Kaub zurückzulegen. Außerdem hatte Peter zusätzlich zwei Halbtagesetappen vorgesehen, um uns genügend Zeit für die Besichtigung von Speyer und Worms zu geben.

Zunächst befuhren wir von Illingen bis Bingen den Oberrhein; danach mit seinem Eintritt in die Mittelsgebirgsschwelle ab Mainz den Mittelrhein. In der oberrheinischen Tiefebene sieht man deutlich die Umgestaltung der Landschaft durch die im 19. Jahrhundert vorgenommene Rheinbegradigung. Der ursprünglich relativ träge in Haupt- und vielen Nebenarmen mäandernde Fluss wurde zu einem schneller fließenden Strom umgestaltet, der von Deichen flankiert wird. Überbleibsel des ursprünglichen Flusses sind die Auenlandschaften mit Naturschutzgebieten und Altrheinarme, in denen häufig Sportboote ankern.

Bei dem schönen Wetter waren viele Menschen an den Sandstränden, sonnten sich und badeten, und bei der verhältnismäßig geringen Zahl von Frachtschiffen machte der Rhein in diesem Abschnitt bis Speyer einen fast idyllischen Eindruck.

Nachdem wir unser Boot im kleinen Hafen von Leimersheim festgemacht hatten, konnten wir unser kleines gemütliches Hotel – in der Altstadt von Speyer unter großen Lindenbäumen versteckt – trotz Navigationsgerät nur mit Mühe finden.

Die Halbtagesetappe am nächsten Tag endete im alten Hafen an der Pritsche der RG Speyer 1883. Die Stadtbesichtigung von Speyer unter der kunsthistorischen Begleitung von Karl-Heinz führte uns zunächst zum Dom. Er wurde 1981 als zentrales deutsches Kulturdenkmal in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen und gilt als das größte romanische Bauwerk der Welt. Bemerkenswert ist insbesondere die Krypta, die bis heute unverändert geblieben ist und die Grablege von acht deutschen Kaisern und Königen ist. Vom Dom gingen wir auf der Maximilianstraße zum „Altpörtel“, mit 55 m eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Das westliche Haupttor bildete mit der Stadtmauer und weiteren Türmen die mittelalterliche Stadtbefestigung. Außerdem berichtete der Chronist über die Geschichte und besondere Bedeutung der Universität Speyer für die Verwaltungsrechtswissenschaft in Deutschland.

Auf der Etappe von Speyer nach Worms ruderten wir an den Hafenanlagen von Ludwigshafen und Mannheim vorbei. Ab Mannheim, dem zweitgrößten deutschen Binnenhafen, herrschte starker Schiffsverkehr und die beiderseitigen Spundwände verursachten Kreuzwellen, die für Ruderboote gefährlich sind. Doch Rudi steuerte uns mit seiner Erfahrung sicher durch das aufgewühlte Wasser.

Unterhalb der Nibelungenbrücke legten wir beim Wormser Ruder-Club „Blau-Weiß“ an der Pritsche am Hagendenkmal an. Angesichts des Hagen, der im Begriff ist, den Nibelungenschatz im Rhein zu versenken, erzählte uns Rüdiger Näheres über Mythos und Historie der Nibelungensage.

Worms ist außer als Nibelungenstadt vor allem als Dom- und Lutherstadt bekannt.

Am nächsten Vormittag besichtigten wir unter der kundigen Führung von Karl-Heinz zunächst den Dom, das bedeutendste Bauwerk der Wormser Romanik. Um 1181 fertig gestellt, wurde in einer späteren Baumaßnahme um 1300 die romanische Nikolauskapelle durch eine gotische ersetzt, und gleichzeitig wurde das Südportal mit plastischem Figurenschmuck als Bilderbibel neu gestaltet. Nach der Stadtzerstörung 1689 entstand der barocke Hochaltar von Balthasar Neumann. Der Dom ist Grablege für die Vorfahren und Angehörigen des salischen Königshauses. Zusammen mit Speyer und Mainz bilden die drei romanischen Kaiserdome am nördlichen Oberrhein eine weltweit einmalige Kombination eines historischen Baustils.

Danach besuchten wir die Dreifaltigkeitskirche, die größte protestantische Kirche in Worms. 1709 wurde an diesem Standort der Grundstein für die lutherische Stadtkirche gelegt, da man davon ausging, hier habe Martin Luther 1521 auf dem Reichstag zu Worms vor Kaiser Karl V. seine Schriften verteidigt. Im zweiten Weltkrieg stark zerstört, wurde der barocke Saalbau wieder hergestellt, der Innenraum jedoch modern gestaltet. Bemerkenswert ist der Blick im Innenraum nach Westen mit dem Luthermosaik und der Orgel.

Nach der Stadtbesichtigung hat uns Rudi am Mittag mit dem Ziel Kanada verlassen, um dort an einer internationalen Wanderfahrt teilzunehmen. Wir dagegen fuhren bei ruhigem Wasser von Worms bis zur alten Fähre von Guntersblum, die gegenüber der Insel Kühkopf liegt. Für die letzten zwei Nächte bezogen wir in Bodenheim das Landhotel „Battenheimer Hof“, in dem wir uns außerordentlich wohl gefühlt haben.

Die nächste Etappe mit dem Ziel Geisenheim führte uns an so bekannten Orten wie Oppenheim, Nierstein, Mainz, Wiesbaden-Biebrich mit Schloss und Oestrich vorbei. Auf der Abschlussstrecke von Geisenheim nach Kaub änderte sich das Landschaftsbild; über steil emporragenden Felsabhängen standen Burgen, Ruinen, Schlösser und sonstige Sehenswürdigkeiten. Für uns Ruderer aber erforderte das Durchfahren des Binger Lochs erhöhte Aufmerksamkeit. Wir hielten Kurs direkt am rechten Ufer und konnten so unbeschadet in den Kauber Werth einfahren. Direkt gegenüber der berühmten Zollburg Pfalzgrafenstein, welche auf der kleinen Insel Falkenau errichtet wurde, haben wir unsere abwechslungsreiche schöne Wanderfahrt beendet.

Gerd Leben

Berlin, Berlin!

Im Juni 2012, 11.-15.6., war es mal wieder soweit: Acht Kurhessen machten sich auf nach Berlin zum Ruderklub am Wannsee, wo wir in Vier-, Drei- und Einbettzimmer für vier Übernachtungen ständiges Quartier nahmen. Der gastfreundliche Klub mit 600 Mitgliedern stellte uns einen geklinkerten Doppelvierer und einen Doppelzweier; beide wirklich gut! Zu unserer Überraschung wurden wir auf dem Bootshausgelände von unserem Ruderkamerad Rüdiger Mohrstedt aus Offenbach begrüßt, der mit seiner Frau Sabine in Berlin Urlaub machte und von unserer Wanderfahrt gehört hatte.

Gleich am Ankunftstag absolvierten wir die – Berlinern gut bekannte – so genannte „kleine Umfahrt“, nämlich vom südöstlichen Wannsee in den kleinen Wannsee, Stölpchensee, Griebnitzsee, Glienicker Brücke, Pfaueninsel zurück zum Bootshaus. Dienstag früh morgens über den Wannsee nach Norden bis Spandau, in die Spree und dann über den Landwehrkanal und wieder Spree nach Treptow; eine ca. 46 km lange Etappe auf stehendem Wasser mit ein paar Schleusen, fast ohne – für Ruderer geeignete – Anlegemöglichkeiten – war kein reines Zuckerschlecken. Eine Stunde per S-Bahn zurück. Am Mittwochmorgen eine Stunde S-Bahn nach Treptow (gegenüber Köpenick) und Rudern durch die Müggelspree sowie über den großen Müggelsee nach Osten und Passieren der äußerst malerischen Gartensiedlung Rahnsdorf/Hessenwinkel nach Süden über den Seddinsee und von diesem nach Nordwesten kehrend über die Grünauer Olympiastrecke von 1936 nach Westen in den Teltowkanal bis „Wiking“. Von dort waren es dann am 4. Tag noch gut 35 Km über Kleinmachnow (3-Kammern-Schleuse), Kohlhaasenbrück und Kleinen Wannsee zum Bootshaus zurück.

So viel zum Rudern; man könnte sagen, dass knapp 140 Km in 3 ½ Tagen genug seien für eine gelungene Wanderfahrt in meist stehendem Wasser. Weit gefehlt!

Impressionen Berliner Gewässer

Impressionen Berliner Gewässer

Was uns Fahrtenleiter Wolfgang Thümmler mit akribischer S- und U-Bahnfahrtenorganisation sonst noch bot, war vom Feinsten. Montagabend harmlose Fußball-EM, am Dienstag abends Vereinsklatsch und Erinnerungsgeschwätz, am Mittwoch Deutschland gegen Niederlande. Am Donnerstag nach Beendigung der Ruderei kam es dann knüppeldick: Liebermann-Haus und -Garten am westlichen Wannsee und sodann ins Theater „Wühlmäuse“ mit einem glänzend aufgelegten Franz Lüdecke. Nach leicht schwierigem Einstieg mit Neurobiologie konnte er das nicht vollbesetzte Theater mit feinsinnigen Überlegungen zu Bildung und Internet- natürlich auch mit Ironie auf politischem Feld – begeistern; keine proletenhafte Faktenverfälschung eines Priol, keine zerhackten Sätze à la Richling und Hildebrandt, es war ein Genuss. Das war der letzte Abend, und ich zog auf der S-Bahn-Heimfahrt ein erstes Fazit: Gelungen!!!

Negativ anmerken muss ich allerdings, dass einige Ruderkameraden sich vom Frühstückstisch derart zur Versorgung für den ganzen Tag bedient haben, dass Brötchen nachgeordert wurden, welche die ganze Gruppe dann zusätzlich zahlen musste. So etwas gehört sich nicht; ebenso wenig wie das Beharren auf einer Bootsauflage mitten im Zugang zum Wasser, wenn die örtliche Klubbeauftragte uns eine seitliche

Ablage anweist. Wir sind Gäste und da gab einer von uns kein gutes Bild ab.

Im Ruderklub am Wannsee

Im Ruderklub am Wannsee

Doch dann kam schon der 5. Tag. Schon früh am Freitagmorgen waren wir im „Panorama“ vor dem Pergamon-Museum – eine grandiose Schau in die Antike Pergamons und auch ein bisschen von Rom. Vom Inneren des fast 30 Meter hohen Zylinders aus Containern tat sich ein lebendiges Bild von Tempeln, Theater, Phidias-Werkstatt bis Kolosseum, belebt mit Menschen und Opfertieren mit Tag- und Nachtbeleuchtung so plastisch vor uns auf, dass man glauben konnte, man bewege sich selbst in dieser Welt! Es wäre wünschenswert, wenn diese Installation auch andernorts gezeigt würde; einen solchen Eindruck vom antiken Leben würde ich jedem Schüler von zirka 12 – 15 Jahren gönnen.

Und dann trafen wir auf ManFred Riedel, klein, drahtig, mit lebhaften Äuglein führte uns dieser Altachtundsechziger in seinen Turnschuhen 5 ½ Stunden (incl. 30 Minuten Mittagspause) zu Fuß durch die städtisch-feudalistische Stadtbaugeschichte der Berliner Mitte. Es war fesselnd bis zum Schluss auf dem Gendarmenmarkt:

Sechs Baustile an einem Platz; so hatte ich diesen Platz noch nie gesehen. Wir wurden auch – zu Recht ! – auf die gelegentlich vernachlässigte Tatsache hingewiesen, dass auch zu DDR-Zeiten nicht weniges zur Erhaltung und zum Wiederaufbau historisch bedeutsamer Bauten geleistet wurde. Es blieb bis zur Zugabfahrt – trotz angekündigten – „freien Nachmittags“ gerade noch Zeit für einen Besuch in der größten Chocolaterie (keine Fabrik), nämlich bei Fassbender und Rausch am Gendarmenmarkt. Ein kalter Schokoladenvollmilchkakao mit Rum mit einem Marzipantörtchen mit Biskuit und Himbeermousse ist ein Erlebnis in Berlin von besonderer Art. Und dann zum Schluss die Heimfahrt am Freitagabend von Berlin Hbf im ICE. Nichts war mit Wagennummern und Platzreservierung; reines Chaos. Dreien von uns verschaffte das eine Rückfahrt in der 1. Klasse.

Zusammenfassend kann man mit Fug und Recht sagen, dass wir dem Fahrtenleiter Wolfgang Thümmler und seinem Assistenten Jochen Meier eine Wanderfahrt erster Klasse verdanken, nämlich Dr. Rudi Knauff, Rudi Meister, Frank Oberbrunner, Karl-Heinz Saur, Burkhard Zellmer und Chronist Peter Lipphardt.

Lustig ist die Barkenfahrt

Vereinswanderfahrt – zur Nachahmung empfohlen!

Lustig ist die Barkenfahrt

Lustig ist die Barkenfahrt

Eine sehr harmonische, stressfreie und in jeder Hinsicht gelungene Wanderfahrt genossen die 9 Teilnehmer unseres Vereins bei sehr gutem Wetter am Samstag, 23. Juni 2012 mit der Barke des DRV von Kassel bis Hann.- Münden (30 km). Nach dem Ablegemanöver um 9.30 Uhr am Bootssteg sowie reibungslosen Schleusungen und Zwischenstopps für Picknick und sonst nötige Pausen erreichten wir gegen 16:30 Uhr den Anlegesteg des Mündener Rudervereins, wo die Barke auch stationiert ist. Der Vorsitzende des MRV, Kamerad Görnandt, übernahm mit PKW das Verholen aus dem Wasser, half beim Abriggern und war auch sonst mit Rat und Tat zugegen. Die umsichtige Organisation lag in den Händen von RK’in Johanna Wenzel, sie sorgte für den Transport der Barke nach Kassel (hier danken wir Detlev Wimmer und Arne Baumgärtner), regelte den Personenrücktransport und hatte, was ja stets sehr wichtig ist, jede Menge Verpflegung an Bord, so dass wir nach dem Verstauen der Barke auf dem Grundstück des MRV im Abendsonnenschein noch sehr ausgiebig vespern konnten, es fehlte an nichts!

 

Wanderfahrt

Saône – Wanderfahrt 2011

Rudis – Ruder – Reisen waren wieder unterwegs. Am 15.8.2011 mit Sprinter-Kleinbus und der guten alten „Kurhessen“ am Haken schafften wir es bis Vesoul, einem völlig ausgestorbenen Provinzstädtchen, wie uns schien. Doch dann klickte es: Mariä Himmelfahrt! Was in Italien als Feragosto mit Krach und Feuerwerk zelebriert wird, ist in Frankreich offenbar Anlass für absolute Ruhe. Hungrig und eigentlich in Vorfreude auf gutes französisches Abendessen, fanden wir letztlich nur eine Pizzeria.

In Frankreich ist eben doch einiges anders als sonst wo, so auch dies: auf dem flachen Land (das Saône – Becken ist flaches Land) gibt es fast nur noch Tankautomaten, aus denen Treibstoff mittels spezieller Tankkarten entnommen werden kann, was wir allerdings nicht wussten. Als wir dringend tanken mussten, sprachen wir an solcher Zapfstation einen Eingeborenen darauf an, ob er wohl bereit sei, unseren Bus auf seine Karte zu betanken gegen Erstattung des dann angezeigten Betrages in bar. Er zögerte, musterte unsere Altmännertruppe in kurzen Rudererhosen, lächelte maliziös und äußerte, er hülfe Deutschen nicht gern, doch der Krieg sei schließlich vorbei… wir waren gerettet.

Auch der Wettergott meinte es gut mit uns, fast zu gut. Abends gelegentlich ein kurzes Wärmegewitter, doch kein Tropfen, wenn wir auf dem Wasser waren. Nur an einem Morgen goss es wie aus Kübeln, als wir kurz nach 9:00 Uhr aufs Wasser wollten. Alle Klamotten

pitschnass, die Hände waschfrauenmäßig weich, die Stimmung dementsprechend! Wir setzten Petrus ein Ultimatum: wenn es um 10:00 Uhr immer noch regnen sollte, wollten wir ihm zum Trotz… dennoch zu Wasser. Und siehe da: 10 Minuten vor 10:00 Uhr klarte es völlig auf; wir waren wiederum gerettet. Nach 1991 waren wir zum zweiten Mal auf der Saône; es hatte sich einiges verändert. So hatte man etliche Schleusen automatisiert, und wir durften nicht mehr wie seinerzeit die beiden ampelgesicherten Schiffstunnel befahren. In zwei abenteuerlichen Aktionen mussten wir die unverwüstliche „Kurhessen“ – nicht auseinander genommen – auf unserem speziellen Einachswägelchen und am Bug mit autotauglicher Kupplung bestückt im Schritttempo jeweils ein paar Kilometer über den Berg transportieren bis zu einer geeigneten Einsatzstelle hinter dem Tunnel. Wanderruderer-Technik der wirklich ganz besonderen Art! Dem Vernehmen nach verdanken wir (und alle anderen etwaigen Ruderer – wir haben keine gesehen) diese Erschwernisse einer größeren Gruppe von Berliner Booten mit offenbar chaotischen Besatzungen, die infolge rudertechnischer Defizite den übrigens regen Hausbootverkehr vor, in und hinter Schleusen und Tunneln gravierend lahm zu legen vermochten. Dabei konnten wir noch froh sein, dass wir überhaupt Dank Intervention von Kamerad Rüdiger Mohrstedt bei der Wasserbehördenchefin in Lyon eine Schleusengenehmigung erhalten hatten, welche wir auch öfter vor Schleuseneinfahrt vorzeigen mussten.

Einiges war aber auch noch so, wie wir es (von vor 20 Jahren) in Erinnerung hatten: beschauliche Ufer und malerische Örtchen wie Dole, Gray und Seurre. Doch besonders konnten wir uns über die Beobachtung der wunderschönen Eisvögel freuen, welche immer noch zahlreich ihre Bruthöhlen in den Lehmuferbereichen haben.

Bis herauf (vom Mittelmeer her gesehen) nach Chalon-sur-Saône kommen die riesigen Flusskreuzfahrtschiffe der Rhone. In Chalon verluden wir deshalb unser Boot, gegenüber die prächtige Stadtkulisse aus der Gründerzeit, etwas früher als eigentlich geplant, weil: siehe oben zum Thema tunnelbedingte Bergtouren! Am 21. August auf der Rückfahrt durch das Elsass sahen wir noch – dicht an der Autobahn – auf einer Wiese eine Ansammlung von mindestens 25 Störchen; der Sommer und eine ereignisreiche Wanderfahrt gingen zu Ende. Wohlbehalten kamen nach Hause Hanns-Dieter Gerdum, Wolfgang Reukauf, Rüdiger Mohrstedt, Gerd Leben, Karl-Heinz Saur, Rudi Meister als Chef vom Ganzen sowie der Chronist.

Peter Lipphardt

Petra Boppert bildet Betriebssportler im Achter aus

Breitensport in der Lifetime-Sportart Rudern

Von Irene Diebel

Petra Boppert bildet Betriebssportler im Achter aus

Christoph Damm bildet Betriebssportler im Achter aus

Zum Breitensport zählen alle sportlichen Aktivitäten, die nicht leistungs- und wettkampforientiert sind. Kann man dies so stehen lassen? Vorerst ja, denn der Begriff bezeichnet den großen Bereich außerhalb des Spitzensports. Zum einen wird er für Sportaktivitäten verwendet, die von einer breiten Masse unterschiedlicher Altersgruppen und beiderlei Geschlechts betrieben werden, zum anderen vereint er die unterschiedlichen Zielsetzungen der in ihrer Freizeit sporttreibenden Menschen. Auch Schul- und Betriebssport gehören dazu.

Da sich das Sportverhalten in den letzten Jahrzehnten dahingehend verändert hat, dass man auch im Alter aktiv bleiben will, wird der Blick häufig auf eine wenig verletzungsanfällige, ausdauerbetonte Sportart gerichtet, die zugleich Gemeinschaft, Teamgeist und Naturverbundenheit bieten kann. Rudern bietet hier eine facettenreiche Plattform, die, wie nur wenige andere Sportarten, den individuellen Ansprüchen gerecht werden kann.

Schüler und Jugendliche

Durch Kooperation zwischen Schule und Verein finden Kinder relativ früh Zugang in die Rudervereine. Einige Schülerinnen und Schüler verschreiben sich dem Leistungssport und zeigen hohen Trainings- und Leistungswillen. Jedoch geht der Trend vieler Jugendlicher dahin, mehrere Sportarten gleichzeitig zu betreiben, dafür die einzelnen weniger intensiv. Höhere schulische Belastung durch verkürzte Schulzeit auf 12 Schuljahre und steigendes Interesse am selbst organisierten und informellen Freizeitsport stellen den Spaßfaktor vor den Wettkampfgeist. Es wird schwieriger für Vereine, dieser Organisationsform gerecht zu werden, denn Breitensportrudern für Kinder und Jugendliche galt bisher als eher „uncool.“ Geschicklichkeitswettkämpfe, Wanderfahrten und Regatten in der jeweiligen Leistungsklasse können eine Motivation bieten.

Zweite Wettkampfebene und Mastersrudern

Es kann ein Ziel sein, in der Zweiten Wettkampfebene, der 2009 ins Leben gerufenen Ruderbundesliga, Regatten zu bestreiten. An bundesweit sechs verschiedenen Standorten starten Vereinsachter der Frauen und Männer auf einer 350 m Sprintdistanz gegen die Uhr. Nach Punktesystem wird zu Saisonende der Titel des „Deutschen Ligachampion“ ermittelt.

Ehemalige Ruderinnen und Ruderer aus dem Hochleistungssport finden sich meist gut im Mastersrudern (ab 27 Jahren) in der jeweiligen Altersklasse zusammen. Dieser große Bereich kann keine homogene Gruppe sein, denn dazu haben die Sportler zu unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich Bewegung, Wettkampf und Gesundheit. Wettkampfsport sowie regelmäßige Fitness-Einheiten werden in den jeweiligen Leistungsabteilungen organisiert. Es besteht die Möglichkeit auf den seit Jahren etablierten bundesweiten wie internationalen Masters-Regatten auf einer Distanz von 1000 m zu starten. Die FISA World Rowing Masters ist übrigens die größte internationale Regattaveranstaltung. Die Langstrecken-Regatten mit einer Streckenlänge von mehr als 4 km runden das Wettkampfangebot ab. Zum Beispiel die Regatten „Quer durch Berlin“ mit einer Länge von 7 km und der „Grüne Moselpokal“ mit 4 km Länge und einer Wende auf halber Strecke. Durch die individuell dosierbare Trainingsintensität und das vielfältige Wettkampfangebot ist ein fließender Übergang innerhalb der Abteilungen gut möglich. Aber auch Ruderinnen und Ruderer, die keine Wettkämpfe bestreiten möchten, finden Gleichgesinnte, mit denen ein Fitnessrudern zu persönlichen Erfolgen führt. Besondere Beachtung muss natürlich stets die Rudertechnik finden, die man in Abständen kontrollieren (lassen) sollte.

Erfolgreiche Ausbildung durch Jochen Meier, Überreichung der Urkunde

Erfolgreiche Ausbildung durch Jochen Meier, Überreichung der Urkunde

Neueinsteiger

Der dienstleistungsorientierte Freizeitsport, dazu gehören die Ruderausbildung für Neueinsteiger, Fortbildungskurse und der Betriebssport, ist offen für Nichtmitglieder. Er erfordert einen hohen Zeit- und Personalaufwand und wird von ehrenamtlich tätigen Übungsleitern und Vereinsmitgliedern organisiert und durchgeführt. Die Ruderausbildung umfasst einen Grundkurs bzw. einen ihm vorausgegangenen Schnupperkurs, in welchem Neueinsteiger neben den Bewegungsabläufen auch mit den Strukturen des Vereins sowie mit den Vereinsmitgliedern vertraut gemacht werden.

In der Fortbildung festigen sich die Bewegungsabläufe und neue werden erlernt, z.B. das Riemenrudern und in der Einer-Ausbildung wird Rudern im Skiff erlernt, an deren Ende eine Prüfung steht. Weil die koordinativen Fähigkeiten und die zur Verfügung stehende Zeit der Neueinsteiger individuell stark schwanken, ist ein festes Modulsystem nicht immer anzuwenden.

Anders im Betriebssport: hier kann man auf Grund der beständigen Teilnehmerzahl ein Kurssystem anbieten. Tagesfahrten (30-40 km) können am Saisonende stehen und den Gemeinschaftssinn stärken. Vereins- und Betriebssportregatten eignen sich hier als Wettkampfform.

Wanderrudern

Ruderreisen auf naturbelassenen Gewässern werden den Wettkämpfen vorgezogen, nach dem Motto: der Weg ist das Ziel. Auf Wanderfahrten wird der Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Gewässer und deren Umgebung Bedeutung zuteil. Eine gute Planung, grundlegende Fitness und Improvisationstalent sind für die Fahrten über mehrere Tage unabdingbar. An anderer Stelle wird ausführlicher über Wanderfahrten berichtet.

Für besondere Ruderkilometerleistungen werden vom Deutschen Ruderverband Auszeichnungen vergeben: DRV Jugendfahrtenabzeichen, Fahrtenabzeichen für Erwachsene, DRV Wanderruderpreis und der Äquatorpreis.

Darüber hinaus kann man seit 2006 das Rudern zur Erlangung des Deutschen Sportabzeichens, vergeben vom Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB), einbringen.

Die Fahrtenabzeichen des DRV (Jugendfahrtenabzeichen und das Fahrtenabzeichen für Erwachsene) werden für eine jährliche Ruderkilometerleistung vergeben. Gestaffelt in drei Altersgruppen jeweils für Frauen und Männer müssen bestimmte Ruderleistungen nachgewiesen werden. Z. B. gilt für einen Ruderer von 31 – 60 Jahre eine Gesamtruderleistung von 800 km, davon müssen 160 km auf Wanderfahrten zurückgelegt werden. Für jüngere Ruderer gelten mehr, für ältere Ruderer und Frauen entsprechend weniger Kilometer. Nach jeweils fünfmaligem Erreichen des Fahrtenabzeichens wird ein Goldenes Fahrtenabzeichen mit der jeweiligen Zahl verliehen.

Der DRV-Wanderruderpreis wird für die beste Leistung im Fahrten- und Wanderrudern an diejenigen Vereine vergeben, deren Leistung am weitesten über der Durchschnittsleistung vergleichbarer Vereine liegt. Die Vereine werden, entsprechend der „Statistik Fahrten- und Wanderrudern“, in fünf Gruppen unterteilt, damit auch kleinere Vereine in ihrer jeweiligen Gruppe diesen Preis erreichen können: Gruppe A = bis 30 aktive Ruderer, B = 31 – 80 aktive Ruderer, C = 81 – 150 aktive Ruderer, D = über 150 aktive Ruderer, E = Schülerrudervereine / -riegen. Der Herausforderungspreis geht nach fünfmaligem Gewinn an den Verein über.

Der Äquatorpreis würdigt eine durch jahrelange Wanderruderaktivität erbrachte Ruderleistung von 40.077 km.

Auch beim Deutschen Sportabzeichen, der Goldmedaille des Breitensports, ist der Rudersport vertreten. In den Bereichen Schnellkraft (Gruppe 4) und Ausdauer (Gruppe 5) kann man die erforderlichen Prüfungen ablegen, z.B.

  • Schnellkraft: 500 m Skiff Männer (30-39 J.) 02:30 Min.; 500 m Skiff Frauen (30-39 J.) 02:45 Min.
  • Ausdauer: 10 km Skiff Männer (18-39 J.) 01:05 Std.; 10 km Skiff Frauen (18-39 J.) 01:15 Std.

Der DOSB verleiht es für einmaligen Erwerb in Bronze, für dreimaligen Erwerb in Silber und für fünfmaligen Erwerb in Gold. Ab der neunten Wiederholung einmal in Gold, mit Wiederholungszahl in Fünferschritten.

Handicap-Rudern

Vom „Handicap-Rudern“ spricht der DRV bei Menschen mit körperlichen, geistigen, seelischen oder Sinnes-Beeinträchtigungen, bzw. Menschen, die aufgrund von erworbenen oder angeborenen Behinderungen dauerhaft, oder aufgrund von Krankheit in ihrer Leistungsfähigkeit längerfristig beeinträchtigt sind. Seit 2005 ist Rudern eine paralympische Sportart. Für Olympia 2008 sind vier Startklassen festgelegt worden, in denen Körperbehinderte und Sehgeschädigte startberechtigt sind. Je nach Beeinträchtigung wird dabei im Einer, Doppelzweier oder Vierer gerudert. Im Vierer sind Körperbehinderte mit geringen Einschränkungen und Sehgeschädigte startberechtigt, im Doppelzweier Körperbehinderte ohne Beinfunktion und der Einer wird als „Arms–only“ Bootsklasse gerudert. Die Einordnung der Sportler zu ihrer Behinderungsklasse wird von einer Klassifizierungskommission vorgenommen. So gut strukturierte Konzepte gibt es außerhalb des Leistungsbereiches bisher noch nicht. Jedoch hat sich das Handicap-Rudern auf Regatten wie dem Ruderfestival in Neukölln „Die silbernen Riemen“ und der Berliner Sommerregatta seit einigen Jahren etabliert. Für alle Vereinsmitglieder kann es eine Bereicherung sein zu erleben, wie Menschen mit Behinderungen die komplexen Bewegungsabläufe des Ruderns erlernen und durch beständiges Üben Fortschritte erreichen. Der DRV bietet hierfür Trainerlehrgänge und integrative Verbandswanderfahrten an, um den Weg der Sportler mit Behinderung in die Vereine zu erleichtern.

Schlussbetrachtung

Mit Blick auf die Aktivitäten in unserem Verein lässt sich folgendes sagen: Durch Bewegungsangebote für alle Altersstufen wird lebenslanges Sporttreiben ermöglicht. Leistungsgestufte Wettkämpfe muss es auch im Breitensport geben, denn Wettstreit liegt in der Natur des Menschen. Beginnend mit der Vereinsregatta ist Regattarudern auf vielen Ebenen möglich. Wer einmal gewonnen hat, wird es wieder wollen! Auch Kilometersammeln ist ein Wettkampf und auf Wanderfahrten gegen Wind, Regen, Strömung, schmerzende Körperteile anzurudern erfordert genauso viel Disziplin, Willen, Toleranz und Teamfähigkeit. Man kommt nur gemeinsam weiter. Nicht zuletzt machen ein respektvolles Miteinander und Freude an der Bewegung unseren Rudersport tatsächlich zur Lifetime-Sportart.