Es waren 68 Kurhessen, die an diesem winterlichen 20. Januar 2013 um 11:00 Uhr ins Bootshaus zum traditionellen Neujahrsempfang mit Festvortrag und zur Bootstaufe kamen.
Bei diesem Neujahrsempfang sprach Prof. Ehrhardt über die Grimmforschung, und getauft wurde das neue Motorboot auf den Namen PIEP. Die Kombination von Empfang, Vortrag und Taufe war neu und erfolgreich. Die empfangsausgerichtete feierliche Kleidung tat auch der Taufzeremonie vor den Hallentoren im leichten Schneetreiben gut. Soweit zusammenfassend vorab, jetzt im Detail:
Recht pünktlich ging’s los. Jeder hatte bei Ankunft sein Sekt- oder Saftglas erhalten. Wer Hunger hatte, konnte auf herzhafte Happen auf den Tischen zurückgreifen. Der Vorsitzende begrüßte die Ehrenvorsitzenden, die Ehrenmitglieder, den Vortragenden, Herrn Professor Dr. Holger Ehrhardt von der Universität Kassel, dann die aus Hamburg zur Bootstaufe angereisten Söhne von „Piep“ Vogel, Dirk und Carsten, und alle Übrigen. Allen Anwesenden wünschte er für das gerade angelaufene Jahr u. a. auch Gefasstheit und Glück. Frank Oberbrunner griff dabei auf Fontane zurück, der Glück auch dann schon als gegeben ansah, wenn man keine Zahnschmerzen hat. Leichte Heiterkeit im Saal. Ansonsten ging es aber ernst und wichtig zu, wie auch beim Dank an das Pächterehepaar Weber für guten Service, gute Küche und wiederum auch wieder kooperatives Vorgehen in allen relevanten Angelegenheiten des Clublebens.
Nach beendeten Dankesworten folgten Rückblick und Ausblick. Das gehört zu jeder Neujahrszusammenkunft. Und so wies der Vereinsvorsitzende rückblickend auf die erfreulich hohe Präsenz bei Veranstaltungen hin, sowie auf das Engagement des RKC bei der Pro-Schleuse-Demonstration mit über 100 Fulda-Wasserfahrzeugen und auf ein deutlich gestiegenes und spürbares Wir-Gefühl unter den Kurhessen. Und dieses schöne, wie auch immer festgestellte und gemessene Wir-Gefühl sieht Frank Oberbrunner als gute Basis für zukünftig mehr Freiwilligkeit bei Übernahme von Arbeiten und Ämtern im und für den Verein an. Freiwillige Übernahme von Pflichten und Verantwortung sei zwingend notwendig, um den RKC erfolgreich zu halten und weiterzuentwickeln.
Weiterentwicklung war für Frank das Stichwort, um auf den Kooperationsvertrag zwischen RKC und der Universität von „Kassel documenta Stadt“ als wichtiges „Leuchtturmprojekt“ hinzuweisen. Der Vertrag sei unterschrieben; gemeinsame Ausbildung und unser Partizipieren an den Ergebnissen des Sport-, Lehr- und Forschungsbereichs seien u. a. und neben der Mitgliedergewinnung wichtige Ziele. Der RKC überlässt nun der Universität auf der Basis eines Erbbauvertrags einen Teil des Grundstücks. Links WG, rechts Uni: „Kann man sich interessantere Nachbarn und eine derartige Konstellation überhaupt wünschen?“, fragte der Vorsitzende rhetorisch, bevor er aber auch noch auf zwei, wie er es nannte, Wermutstropfen einging. Der erste Tropfen:
Der RKC hat zwar jetzt ein – und noch dazu ein nachher getauftes – neues Motorboot, aber keinen fest angestellten Trainer für den Seniorenbereich. Einen solchen zu gewinnen, sei ein vordringliches Ziel. Fest angestellt muss er sein, und auch sehr bald muss er dem RKC zur Verfügung stehen. Wenn das nicht klappt, wird es mit den gegenwärtigen und zukünftigen rennruderischen Erfolgen bergab gehen. Und das zweite Problem: Die Kommunikation! – und zwar die nach draußen. Der RKC müsse sich besser vermarkten, die vielfältigen Aktivitäten könnten und müssten werbend, imagebildend und mitgliederwerbend häufiger und besser publiziert werden. Für diese PR-Arbeit müsse ein Team gebildet werden, das Verantwortung übernimmt. Der Vorstand werde dies mit den notwendigen Maßnahmen angehen.
Ende des Ausblicks – und damit der Interna. Jetzt ist der Vortrag dran: „Wir freuen uns, dass Sie, Herr Professor Ehrhardt, als einzigartiger und einziger Grimm-Lehrstuhlinhaber in Deutschland zu uns gekommen sind“. Frank Oberbrunner übergibt das Wort an den Lehrstuhlinhaber zur Grimmforschung an der Uni Kassel. Und der dankt und sagt, dass auch er dem Wassersport zugetan sei, zwar nicht rudere, aber wenigstens paddele. Das war mal schon ein guter Einstieg in die Materie zum Grimmjahr. Vor 200 Jahren, am 20.12.1812, haben die Grimm-Brüder den 1. Band der Hausmärchen veröffentlicht. Prof. Ehrhardt will nicht über alles mit den Märchen in Zusammenhang Stehende und Bekannte berichten. Ein Forscher nimmt sich das weniger Bekannte vor. Und so berichtet er mit erläuternden interessanten Bildern über den Beitrag von Jacob und Wilhelm Grimm zur Entwicklung der deutschen Sprache, spricht über deren Bücher, wie z.B. die Deutschen Sagen, die Irischen Elfenmärchen und das Deutsche Wörterbuch. Bei der sehr systematischen Darstellung der Aufgabenbereiche der Grimmforschung behandelt er das Leben und Werk der Gebrüder Grimm, die vorgesehene Edition bisher unveröffentlichter Grimm-Märchen, die Forschung zum Werksbestand und zum Nachlass der Brüder und natürlich auch ausführlich die Bedeutung und Rolle insbesondere von Dorothea Viehmann. Es war schon interessant zu hören, was heute noch wie und wo aus dem Nachlass aufgefunden und sichergestellt wird! Dem Vortragenden wurde nach Vortrag und Diskussion gebührend gedankt!
Nach diesen intellektuellen Höhenflügen ging es runter ins leichte Schneetreiben zur Bootstaufe vor den Toren der Bootshallen. Dirk und Carsten Vogel, die Söhne des im Februar 2012 verstorbenen Ehrenmitglieds des RKC und ehemaligen Vereinsvorsitzenden des RVC, Horst Vogel, waren aus Hamburg angereist, um bei der Taufe des neuen Motorboots dabei zu sein.
„PIEP“ war der in Ruderkreisen übliche Spitzname des Vaters, und „PIEP“ am Motorboot erinnert uns nun immer an diesen hochgeschätzten und verdienstvollen Ruderer. Der Neujahrsempfang war offiziell zu Ende, aber viele Mitglieder, auch der Referent sowie die Vogel-Brothers, blieben noch in gemütlicher Runde im Bootshaus beieinander. Recht so.
Eike Müller-Elschner