Das erweiterte Bootshaus im Jahr 1930

Drei Bootstaufen zum hundertjährigen Jubiläum

Das erweiterte Bootshaus im Jahr 1930

Das erweiterte Bootshaus im Jahr 1930

Im Jahr 1911 wird „Kurhessen“ gegründet, in Kassel (damals Cassel) am schönen Fulda-Ufer. Die Entwicklung des jungen Vereins verläuft sehr dynamisch. Bereits am 15. Januar 1913 erfolgt die Aufnahme in den Deutschen Ruderverband und ein halbes Jahr später, nämlich am 13. Juli 1913, weiht man das neu erbaute Bootshaus ein. Im Jahr 1914 wird das erste Rennen, Vierer m. Stm., in Frankfurt gewonnen. Die Jahre zwischen 1920 und 1935 dürfen als sehr erfolgreich bezeichnet werden, denn die rudersportliche, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung ist sehr rasant. Die Mitgliederzahl steigt im Jahr 1925 auf 289 und mit 9 Siegen in Vierern und Achtern ist man – für die damalige Zeit – sehr erfolgreich. Diese enorme Entwicklung auf allen Gebieten führt zu dem Entschluss, das Bootshaus entscheidend zu vergrößern, so dass im Jahr 1930 das renovierte und von Grund auf erweiterte Bootshaus am 15. Juni eingeweiht werden kann, und schon am Jahresende sind die Gesamtkosten von 62.516 Mark bis auf 2.400 Mark bezahlt.
Die Zeiten nach 1933 aber führten schließlich zur Reduzierung aller Aktivitäten, die letztendlich durch die völlige Zerstörung des Bootshauses im Jahr 1942 beendet und durch die Militärregierung in den Jahren 1945/46 auch noch verboten wurden.

Die Reste des Bootshauses im Jahre 1942

Die Reste des Bootshauses im Jahre 1942

Kurhessengeist ist jedoch – auch durch die Wiederbelebung des gesellschaftlich-politischen Umfeldes – ungebrochen. Im Jahr 1949 ist der Trümmerschutt beseitigt und erste Bootsbeschaffungen werden vorgenommen. Im Lauf der folgenden Jahre wird das Bootshaus zunächst wieder notdürftig aufgebaut, danach mehrmals umgebaut und erweitert, um schließlich im Jahr 1990 durch nochmaligen Ausbau einen Standard zu erreichen, der an die Zeiten nach 1930 anknüpfen darf. Der Verein verfügt nun über genügend Bootshallen, Trainingsräume, Vereinsräume und eine öffentliche Gastronomie. Auch stehen Übernachtungsräume für Wanderruderer zur Verfügung.

Ausbildung, Übungsrudern, regattabezogenes Training und Wanderrudern standen und stehen bei Kurhessen stets an gleicher Stelle. Neben hunderten Regattasiegen auf nationaler Ebene wurden auch deutsche und europäische Meisterschaften sowie zwei Weltmeisterschaften erreicht. Fast täglich findet Ausbildung und breitensportliches Übungsrudern statt. Zwei Trainer kümmern sich um die Rennmannschaften und das Wanderrudern, welches dem Ruderer auch Leistung abverlangen kann, wird gepflegt.

Kurhessen vor Avignon

Kurhessen vor Avignon

Die Kurhessen ruderten und rudern nicht nur auf deutschen Flüssen, auch auf vielen europäischen Gewässern setzt man den Skull ein, z.B. in Schweden, Italien, Frankreich, Polen, Österreich, Dänemark, Schweiz und Belgien.

Doch nun genug zur Geschichte!

Die Festveranstaltungen zur Feier des 100-jährigen Jubiläums vom 12.-14. August 2011 wurden bereits am Freitagnachmittag eingeläutet. An diesem Termin wurden vier Riemen seitens der Kasseler Bank an vier jugendliche Rennruderinnen überreicht.

Am Freitagabend, das Wetter spielte mit, waren Kurhessen-Boote zahlreich auf der Fulda zu sehen, Auswärtige ruderten mit ihren „Ehemaligen“, zwei Gig-Achter, zwei Vierer und zwei Dreier belebten die Fulda. Im Anschluss an die Ausfahrten saß man noch bis in den späten Abend mit den auswärtigen Mitgliedern auf der Terrasse des Bootshauses zusammen. Sehr viel Lebendigkeit prägte diesen Abend.

Im Rahmen seiner Festansprache begrüßte der Vorsitzende Frank Oberbrunner am Samstagvormittag die Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglieder, zahlreiche geladene Gäste sowie weit über 100 erschienene Teilnehmer, hierbei auch auswärtige Mitglieder, die dem Verein seit Jahrzehnten die Treue halten. So hieß er u. a. die Vorsitzenden der benachbarten Ruder- und Schülerrudervereine, die Sportamtleiterin der Stadt Kassel, den Vertreter des Sportkreises Kassel sowie den Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Bertram Hilgen, herzlich willkommen. Weiter betonte er, dass der RKC, der heute als „Herzkammer des Kasseler Rudersports“ anzusehen sei, seit seiner Gründung stets auf drei sportlichen „Säulen“ gebaut hat:

  • dem breitensportlichen Übungsrudern,
  • dem Wanderrudern und
  • dem regattaorientierten Leistungsrudern.
Das Bootshaus seit 2001

Das Bootshaus seit 2001

Hinsichtlich der 100-jährigen Geschichte und der damit verbundenen Faszination „Rudern“ verwies der Vorsitzende auf die mit wissenschaftlicher Akribie und viel Idealismus von einer Arbeitsgruppe vorgelegten Festschrift im Umfang von 170 Seiten. Sein Dank galt neben dieser Gruppe auch dem Festausschuss, weiterhin den für das Buffet und die Basare am Nachmittag verantwortlichen Damen, den vielen einsatzfreudigen Mitgliedern und schließlich dem Gastronom – Ehepaar Weber, das seit 11 Jahren die Bewirtschaftung führt.

Die Festansprache des Vorsitzenden wurde fortgesetzt durch die Grußworte des Oberbürgermeisters, des DRV-Vertreters und des Sportkreisvertreters, wobei entsprechende Ehrenzeichen bzw. Geschenke übergeben wurden: Oberbürgermeister Bertram Hilgen überreichte die Sportplakette des Bundespräsidenten, die Silberne Ehrenplakette des Hessischen Ministerpräsidenten als auch einen Scheck der Stadt Kassel; der stellvertretende Vorsitzende des DRV, Torsten Gorski, überbrachte die Jubiläumsflagge des DRV. Bernd Klenke als Vertreter des Sportkreises Kassel hatte als Ehrengabe Gutscheine für Übungsleiterlehrgänge im Handgepäck.

Bootstaufe des Achters

Bootstaufe des Achters

Als würdigender Abschluss des Festaktes und als einer der Höhepunkte des Festes wurden nach diesen sehr ansprechenden Szenarien drei Boote getauft. Die Bootsnamen entsprachen den Wünschen und dem Inhalt der Taufreden der Sponsoren. Diesen, nämlich einigen Vereinsmitgliedern als auch der Kasseler Sparkasse und dem Institut Creditreform gebührt größter Dank. Die Festteilnehmer hatten nun das Vergnügen, den Taufreden zu lauschen und die Bootstaufen zu beobachten.

Der Doppelzweier „Ursula“ trägt den Name der verstorbenen Ehegattin eines der ältesten Mitglieder, zugleich Ehrenmitglied, Hans Vollmann, der hier als Stifter zu nennen ist. Der C-Line-Doppelvierer „Alles fließt“ trägt diesen Name auf Wunsch seines Spenders und Vereinsmitglieds Waldemar Müller-Ruhe, der diesen Begriff als Lebensmotto auffasst. Seine Gattin taufte das Boot, welches er sich aus Anlass seines 65. Geburtstages gewünscht hat und dem Verein schenkt. Der Rennachter „Bonität“ ist eine Spende sowohl der Firma Creditreform – womit der Bezug zum Bootsname hergestellt ist – als auch der Sportstiftung der Kasseler Sparkasse und der Stadt Kassel. Somit gab es hier drei Taufpaten: Herr Dr. Schlegel von Creditreform, Herr Johannink von der Kasseler Sparkasse und Herr Hilgen als Oberbürgermeister der Stadt.

Zum Abschluss des Festaktes bewirtete der Verein die Anwesenden reichlich mit Getränken und Speisen, die der Vereinsgastronom vorzüglich bereitgestellt hatte.

Auch am Samstagnachmittag und Sonntagvormittag wurde viel gerudert, trotz regnerischer Bedingungen; besonders aber wurde die DRV-Barke, die eigens für das Fest von Hannoversch-Münden nach Kassel transportiert wurde, von Gästen und Mitgliedern frequentiert. Ein besonderes Highlight war der Festabend am Samstag, über 100 Gäste folgten der Einladung ins Bootshaus. Nach einigen Ansprachen wurde durch den Vorsitzenden der Gang zum Buffet eröffnet, der Gastronom verwöhnte die Anwesenden mit einem Sommerbuffet der Extraklasse, einschließlich Grillspezialitäten.

Katja Friedenberg und Band waren engagiert und sorgten umfassend für gute Musik und Tanz.

Riemenübergabe

Riemenübergabe

Der Ausklang folgte am Sonntagvormittag: Katerrudern, Jazzfrühschoppen und Verabschiedung der auswärtigen Mitglieder, die im Umkreis von Bremen im Norden bis nach Kaufering/Lech im Süden gerne bei uns waren. Sie alle betonten, dass es ein sehr schönes Fest war. Auch und gerade wegen der Auswärtigen wurde das Programm auf drei Tage ausgelegt, was sich als sinnvoll erwies.

Ein solches Fest motiviert, selten hatte es nach Aussagen des Vorstandes im Vorfeld so viel Engagement gegeben, wodurch das Vereinsleben und gesellschaftliche Veranstaltungen generell gestärkt wurden. Kassel im schönen Nordhessen ist eine Hochburg des Rudersports: erstklassige Wasserbedingungen auf der gestauten Fulda und die Existenz dreier DRV-Vereine, der Uni-Kassel und mehrerer Schülerrudervereine kennzeichnen den Stellenwert.

Die Kooperation mit den Schülerrudervereinen als auch mit der Universität Kassel hatte und hat sehr viele Früchte getragen, auch auf Ebene der Meisterschaften. Resultierend hieraus haben sich in diesem Jahr aus eigener Initiative die Achtermannschaften zur Ruderbundesliga gebildet, sowohl ein Männer-Achter als auch ein Juniorinnen-Achter.

Jochen Moll

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