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RRR Donau-Wanderfahrt 2013

Nach einer Erfrischung im Biergarten des Klosters Weltenburg und der Besichtigung der Klosterkirche setzten wir – Fahrtenleiter Rudi Meister, Karl-Heinz Saur, Hanns-Dieter Gerdum, Rüdiger Mohrstedt, Frieder Werner, Hendrik Pontoppidan und Gerd Leben – mittags bei brütender Hitze die Kurhessen am Kiesstrand in die Donau. Damit begann bei herrlichem Sommerwetter vom 02. bis 11.08.2013 die Wanderfahrt bis Ybbs. Zehn Staustufen (Bad Abbach, Regensburg, Geislingen, Straubing, Kachlet, Jochenstein, Aschach, Ottensheim, Abtswinden-Asten und Wallsee-Metterskirchen) waren über gut eingerichtete Umtragestellen oder Bootsschleusen zu überwinden. Die Umtragestellen befinden sich meist in einem seitlichen Altarm im ruhigen Wasser und sind problemlos zu bewältigen. Im Übrigen besteht in Österreich die Pflicht, beim Schleusen Rettungswesten zu tragen.

Das Kloster Weltenburg liegt oberhalb des Donaudurchbruchs mit spektakulären Jurafelsen in einer Donau-Schlinge. Das Kloster ist direkt oberhalb der Kiesbank des Gleithanges erbaut und wird durch die hohen Jurafelsen auf der gegenüberliegenden Prallhang-Seite geschützt. Zwischen einer Vielzahl von kleinen Ausflugsdampfern und Schwimmern mussten wir uns in diesem noch schmalen Fluss vorsichtig den Weg bahnen. Nach einigen Kilometern wird die Donau ab der Einmündung des Main-Donau-Kanals bei Kehlheim zur Bundeswasserstraße und damit auch breiter. Vor der Staustufe in Bad Abbach beendeten wir unseren ersten Tag. Den Abend verbrachten wir nach einem Bummel durch die Regensburger Altstadt in einem historischen Wirtshausgegenüber dem Dom.

Der nächste Tag brachte einen Höhepunkt mit dem Blick vom Boot aus auf die historische Altstadt von Regensburg und mit der Fahrt durch die Steinerne Brücke, die wegen des Rückstaus durch die Geislinger Staustufe nunmehr leichter als früher zu passieren ist. An der Umtragestelle der Geislinger Staustufe legten wir das Boot ab und nahmen dann in unserm Bus noch zwei junge Leute mit, die auf einem kleinen Floss die Donau erkunden wollten und in der nächsten Ortschaft eine Unterkunft suchten.

Am folgenden Tag ruderten wir bei ruhigem Wasser und geringem Schiffsverkehr – wie auch in den folgenden Tagen immer den bewaldeten Bergzug des Bayerischen Waldes im der Ferne im Blick – bis zur Seilfähre Mariaposching. Dort konnten wir mit Erlaubnis der freundlichen Fährleute auf deren Privatgrund unser Boot für die Nacht ablegen. Abenteuerlich war dann die Fahrt zu unserer Unterkunft in Passau-Hals, dem Gasthaus „Zur Triftsperre“. Unsere erfahrenen Donauruderer Rudi und Hanns-Dieter kannten dieses abgelegene romantische und verborgene Hotel im Ilztal, das nur über eine sehr schmale, kurvige und teils steile Straße zu erreichen ist und in dem wir uns zwei Tage lang sehr wohl gefühlt haben.

Die Ilz entspringt im Bayerischen Wald und hat ein bräunlich bis schwärzlich gefärbtes Wasser. Sie hatte früher große Bedeutung für den Holztransport vom Bayerischen Wald zur Donau. Für die Holztrift wurde die heute noch bestehende Triftsperre bei Hals errichtet und der Weg durch die Halser Flussschlinge durch einen 115 m langen Felstunnel verkürzt.

Die Halbtagesetappe am nächsten Tag endete im Kanu-Club des TV Passau, wobei wir die Donau nach links verlassen haben und die Ilz etwa ein km aufwärts gerudert sind. Für Donauruderer ist der etwa 3,5 km Inn stromaufwärts gelegene Passauer RV nicht so günstig.

Den ruderfreien Nachmittag begannen wir mit dem Besuch der Veste Oberhaus, die im Norden Passau überragt. Von hier aus hat man einen hervorragenden Blick auf den Zusammenfluss von Ilz, Donau und Inn, die Altstadtund im Süden auf die Wallfahrtskirche Mariahilf. Das Wasser des Inn ist grün, das der Donau blau und das der Ilz schwarz, so dass die Donau ein längeres Stück nach dem Zusammenfluss drei Wasserfarben aufweist. Auffallend ist dabei, wie stark das grüne Wasser des Inn das übrige Wasser der Donau beiseite drängt.

Die Altstadt liegt auf einer schmalen Halbinsel am Zusammenfluss von Inn und Donau. Der Stephansdom steht auf einem kleinen Hügel. Zu beiden Flussufern hin fallen die Gassen in steilen Treppen ab. Beim Betreten der Altstadt von der Donauseite her sahen wir die Schäden, die das Hochwasser an den Gebäuden angerichtet hatte. Die Räume im Erdgeschoss waren geräumt, feucht und wurden renoviert, Berge von Bauschutt lagen davor und es zog ein modriger Geruch durch die Gassen. Auf den Schaufensterscheiben hatten die Geschäftsleute den voraussichtlichen Termin für die Wiedereröffnung in einigen Monaten in Aussicht gestellt. Die sich anschließende Besichtigung des Stephansdoms, des größten Barockdoms nördlich der Alpen, beeindruckte mit seinen Stukkaturen, Gemälden und der größten Domorgel der Welt. Insgesamt hat das Stadtbild dank italienischer Baumeister ein südländisch anmutendes Flair.

Auf etwa halbem Wege zwischen Passau und Linz ruderten wir durch die Schlögener Schlinge. Die Donau durchbricht hier das böhmische Massiv in mehreren Mäandern. An der Schlinge wendet sie sich in einer engen Kehre um 180 Grad von südöstlicher auf nordwestliche Laufrichtung, anschließend verläuft der Fluss wieder weiter Richtung Osten. Die Schlögener Schlinge wurde 2008 zum „Naturwunder Oberösterreichs“ gewählt.

Im Winterhafen von Linz legten wir beim dortigen RV unser Boot ab, bummelten durch die Innenstadt, die von Gebäuden des historischen Baustils der Gründerzeit geprägt wird, und stillten Hunger und Durst –wie an allen Tagen unserer Fahrt – in gemütlichen Biergärten.

Im weiteren Verlauf der Fahrt sollte eine Tagesetappe in Grein enden. Doch das Boot fuhr – offensichtlich durch einen kurzen Regenschauer motiviert – den winkenden Landdienst nicht bemerkend – weiter, um dann allerdings zwei km stromab gegenüber der Insel Wörth einen guten Liegeplatz zu finden.

Mit der letzten Halbtagesetappe endete die Wanderfahrt vor der Staustufe von Ybbs. Nach dem Verladen der Kurhessen auf den Anhänger nahmen wir unser Picknick in einer kleinen Hütte des dortigen Anglervereins ein. Zurückgekehrt nach Melk, nahmen wir am Nachmittag an einer Führung durch das Stift Melk teil, die größte Klosteranlage des österreichischen Barocks, besichtigten u. a. die Bibliothek und genossen auch den Ausblick von der Terrasse vor der Bibliothek. Schließlich sahen wir uns die Stiftskirche an, die das Wahrzeichen der Stadt Melk und der Wachau darstellt. Sie ist ein mächtiger tonnengewölbter Saalbau mit Kapellnischen und Emporen sowie mit einer gewaltigen hohen Tambourkuppel.

Nach dem kulturellen Genuss stärkten wir uns beim Abendessen in unserem Quartier in Melk, dem Hotel zur Post, und ließen die Erlebnisse der vergangenen Tage noch einmal vorüberziehen. Bei dieser Gelegenheit bedankten wir uns bei Rudi, der die Fahrt perfekt vorbereitet und durchgeführt hat, und bei Hanns-Dieter, der Rudi dabei maßgeblich unterstützte.

Gerd Leben