Barkenfahrt: Rudern mit Freunden auf der Oberweser

Die Teilnehmer dieser Seniorenfahrt in der Barke waren viele Jahre Vorsitzende ihrer Vereine oder zumindest im Vereinsvorstand tätig. Heute sind sie Ehrenmitglieder und/oder im Ältestenrat noch aktiv. Daneben gilt ihre besondere Liebe dem Rennrudersport, den sie jahrzehntelang erfolgreich ausüben und den sie auch noch im Lebensalter von über 70 Jahre aktiv betreiben. Sie alle verbindet eine langjährige persönliche Freundschaft, die in ihren Ämtern und im Sporttreiben – mit- und gegeneinander auf der Regattabahn – begründet liegt. Aus dieser Gemeinsamkeit entstand vor vielen Jahren der Wunsch nach einer gemeinsamen Rudertour von der einen zur anderen Heimatstadt.

Rolf Presson hat dann die Initiative ergriffen und zu einer gemeinsamen Barkenfahrt von Kassel nach Höxter eingeladen, zumal er zu dieser Zeit die Betreuung der in Kassel stationierten DRV-Barke verantwortete. Nun also die 11. Auflage dieses Treffens, nachdem im letzten Jahr aus Witterungsgründen die Fahrt kurzfristig abgesagt werden musste.

Am 11. Oktober fanden sich alle Teilnehmer beim Mündener RV ein, der ja seit einigen Jahren die „Hessen“ betreut. Das Boot wurde ruderfertig gemacht, die Formalitäten erledigt und los ging es. Während die Busbesatzung zum ersten Zwischenstopp sich nach Gieselwerder (km 28) aufmachte, hieß es zunächst vor der Mündener Schleuse auf die flussauf schleusende „EUROPA“ zu warten. Dann ging es mit leichtem Schiebewind und einer guten Fließgeschwindigkeit Weser ab. Es war an diesem Morgen mit 6° ziemlich frisch, aber zum Glück regnete es nicht. Und um warm zu werden wurde nicht nur kräftig gerudert, sondern auch an markanten Punkten auf Erlebnisse früherer Fahrten Bezug genommen. Memorierte Vergangenheit verklärt sich über die Jahrzehnte und manchmal ist das wie etwas erzählt wird spannender als das was. In Gieselwerder wurde nur für das Nötigste angehalten und der Fahrdienst ausgetauscht – aus Zeitgründen gab es die Trink- und Esspausen im Boot. Der stets auf der langen Geraden vor Bad Karlshafen gefürchtete Gegenwind blieb dieses Mal aus, allerdings fing es nach Verlassen Hessens kurz vor Beverungen leicht an zu regnen. So wurde bei Kilometer 58 nur der Wechsel des Fahrerteams vollzogen und weiter gerudert. Hinein in einen immer kräftiger werdenden Landregen, der bis zur ersehnten Pritsche des RV Höxter anhielt. Spötter meinten, man habe die letzten Kilometer bewusst schnell herunter gerudert, um so noch eine Trainingseinheit vor der Würzburger Bocksbeutelregatta einzuschalten. Letztlich waren aber alle Teilnehmer sehr froh, endlich unter der warmen Dusche zu stehen.

Nachdem das Quartier im Bootshaus bezogen war (preiswert, geräumig und sauber in Etagenbetten) wartete das gemeinsame Abendessen auf die Fahrtteilnehmer. Und da gab es viele Neuerungen: ein neues Wirtsehepaar empfing uns und es gab keine Haxe sondern Schnitzel, es gab kein Bier vom Faß sondern Flaschenbier, man saß im kleinen Klubraum statt im zu großen Saal und der Verdauer gegen Kälte und fettes Essen war ersatzlos gestrichen. Ein Fernseher stand ebenfalls nicht zur Verfügung, trotzdem siegte die DFB-Elf und wir hatten einen vergnüglichen Abend. Es gab viel zu erzählen, natürlich wurde gefrotzelt und dennoch gab es viele ernsthafte Gespräche voller großen Respekt für die Leistungen des Nachbarvereins. Auch Horst Andresens (RKC) wurde gedacht, der zu Lebzeiten diese Runde belebt hatte. Ja, und es wurde an diesem Abend noch nicht einmal Skat gespielt. Gegen 22h30 war das Licht im Schlafraum gelöscht.

Für die nächste Fahrt wurde festgelegt, sie aus Witterungsgründen möglichst in die dritte Septemberwoche zu legen. Eine Fahrt mit dem Kirchboot wurde fallen gelassen, da ja der HRV sein Wanderrudertreffen im Oktober 2014 mit Barken und Kirchbooten ab HMÜ durchführen will und Interessenten zunächst dort Erfahrungen sammeln wollten. Der Dank an Rolf für die perfekte Organisation der Fahrt wurde ebenso wenig vergessen wie die Bitte an ihn, auch die kommende Fahrt zu organisieren.

Am 12. ging es dann auf die Strecke von Höxter nach Bodenwerder. Es war ziemlich frisch an diesem Morgen, Nebel lag über dem Fluss, aber die Sonne kämpfte sich allmählich durch. So wurde dann zunächst recht ruhig im Boot der Tag begonnen und dafür gleich wieder kräftig gerudert. Der Zwischenstopp in Polle (km 92) war schnell erreicht, das Fahrerteam gewechselt und weiter ging es. Eine kluge Entscheidung, denn kurz vor dem Campingplatz in Bodenwerder (km 110) holte uns die Regenfront wieder ein. Schnell die Barke auf den Hänger gezogen, gesäubert und den Bus reisefertig gemacht. Auf den obligatorischen Kaffee mit Kuchen wurde verzichtet, denn Werner und Rolf hatten einen Schaden am Hänger bemerkt, den die Experten als möglichen Schaden der Radlager klassifizierten. Wir erreichten zum Glück den DRV-Schatzmeister und konnten ihm darüber berichten und seine Zustimmung zum Vorschlag einholen zu versuchen, den Hänger zum RV Höxter zu ziehen, um ihn dort sicher zu parken, ehe er vom Barkenbetreuer besichtigt und von ihm dann weitere Maßnahmen zu veranlassen waren. Bei dieser Fahrt erwies sich dann die örtliche Polizei als freundlicher Helfer und wir erreichten unser Ziel wohlbehalten. Allgemeine Erleichterung! Rolf war eine solche Situation in seiner Zeit als Beauftragter nicht vorgekommen, auch seinem Mündener Nachfolger noch nicht. Neuland also und er war wohl zufrieden mit unserer Vorgehensweise. Und so ging dann die Rückreise an Münden vorbei direkt nach Kassel, wo unser Bus schon vom HRV für sein Wanderrudertreffen beim CFRV erwartet wurde.

Bleibt zu hoffen, dass der Hänger mit wenig Aufwand wieder hergerichtet werden kann und künftige Ausleiher von solchen Erfahrungen verschont bleiben mögen. Torsten Gorski Dank für seine rasche Entscheidung und auch unserem Fahrer Karlheinz für sein umsichtiges Fahrverhalten.

Am Freundschaftstreffen 2013 nahmen teil:

Reinhard Kaernbach und Dieter Werbus (beide RKC), Hermann Dücker und Rudi Ernst (RV Höxter) sowie die 27er Rolf Presson (FL), Karlheinz Salzmann, Manfred Bröcker, Dieter Meyer, Gerhard Ritgen und Reinhard Schintze.

Danke allen für die großen und kleinen Hilfen, ohne die diese Fahrt nicht möglich geworden wäre und die hier nicht namentlich aufgeführt wurden.

Reinhard Schintze